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Analysis I - IV - Fachhochschule Nordwestschweiz

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352 Kapitel 21. Differenzialgleichungen<br />

21.2 Die geometrische Bedeutung einer Differenzialgleichung<br />

erster Ordnung<br />

Es sei eine Differenzialgleichung erster Ordnung F(x,y,y ′ ) = 0 gegeben. Sie definiert ein<br />

Richtungsfeld, falls sie eindeutig nach y ′ auflösbar ist, d.h. y ′ = f(x,y). Indem in jedem<br />

Punkt P(x,y) die Richtung y ′ durch ein kurzes Tangentenstück dargestellt wird, ergibt sich<br />

ein Gesamtbild der Steigungen, ein Richtungsfeld. Setzen wir y ′ = c für verschiedene c ∈ R,<br />

so erhalten wir die so genannten Isoklinen, das sind Kurven gleicher Steigung der Linienelemente.<br />

Das Auflösen, respektive Erraten der Lösung einer Differenzialgleichung erster<br />

Ordnung mit Hilfe der Isoklinen heisst Isoklinenmethode. Jede Kurve, die auf das Richtungsfeld<br />

passt, ist eine Lösung der Differenzialgleichung oder ein Integral, denn sie erfüllt<br />

die Differenzialgleichung nach Konstruktion.<br />

Beispiel 21.2.1. Wir betrachten die Differenzialgleichung erster Ordnung y ′ +y = 0. Nach<br />

y ′ aufgelöst, ergibt sich y ′ = −y. Damit erhalten wir das durch die Steigung y ′ (x,y) = −y am<br />

Punkt P(x,y) definierte Richtungsfeld (vgl. Abbildung 21.2.i).<br />

y<br />

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Abbildung 21.2.i: Richtungsfeld y ′ (x,y) = −y der Differenzialgleichung y ′ +y = 0 mit einer<br />

Lösungskurve.<br />

Setzen wiry ′ = cfüreineKonstante c ∈ R, dannfolgt y = −c. Somit entsprechendieIsoklinen<br />

den horizontalen Geraden. Mit Hilfe der Isoklinenmethode können wir vermuten, dass eine<br />

Lösung durch<br />

y(x) = Ce −x<br />

gegeben ist, wobei C ∈ R ein beliebiger Parameter ist.<br />

Wir erhalten eine so genannte 1-parametrige Kurvenschar. Wird ein spezieller Parameter<br />

C ∈ R gewählt, dann wird von einer partikulären Lösung gesprochen.<br />

Im Allgemeinen besitzt eine allgemeine Lösung einer Differenzialgleichung n-ter Ordnung<br />

genau n beliebige Konstanten, so genannte Freiheitsgrade. Jede Lösung mit weniger als n<br />

beliebigen Konstanten heisst partikuläre Lösung. Eine solche wird häufig mit einem Index<br />

y p versehen.<br />

Beispiel 21.2.2. Wir betrachten nun die Differenzialgleichung xy ′ = y. Nach y ′ aufgelöst,<br />

ergibt sich y ′ = y x . Damit erhalten wir das durch die Steigung y′ (x,y) = x y<br />

am Punkt P(x,y)

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