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Analysis I - IV - Fachhochschule Nordwestschweiz

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422 Anhang A. Anwendungen<br />

A.2 Folgen<br />

A.2.1 Fibonaccifolge<br />

Der italienische Mathematiker Leonardo Pisano (1170?-1250?; 80?) (vgl. Abbildung 3.1.i),<br />

besser bekannt unter dem Namen Fibonacci, stellte in seinem wichtigen Werk dem Liber<br />

Abbaci von 1202 eine Aufgabe zur Kanichenvermehrung, die harmlos genug aussah und<br />

doch ganz unerwartete Folgen haben sollte:<br />

Ein Mann hält ein Kaninchenpaar an einem Ort, der gänzlich von einer<br />

”<br />

Mauer umgeben ist. Wir wollen nun wissen, wie viele Paare von ihnen in einem<br />

Jahr gezüchtet werden können, wenn die Natur es so eingerichtet hat, dass diese<br />

Kaninchen jeden Monat ein weiteres Paar zur Welt bringen und damit im zweiten<br />

Monat nach ihrer Geburt beginnen.“ 1<br />

Die Frage, ob die Fibonaccischen Fortpflanzungskonstruktion ein gutes Modell der Natur ist,<br />

wollen wir hier nicht diskutieren. Um unsere Ideen zu fixieren, nehmen wir noch an, dass<br />

das Urpaar unmittelbar nach seiner Geburt in das Gehege eingesperrt worden sei. Wir finden<br />

also von Monat zu Monat die folgenden Anzahlen von Kaninchenpaaren im Gehege: 1 (das<br />

Urpaar), 1 (immer noch das Urpaar), 2 (das Urpaar und das erste Nachwuchspaar), 3 (das<br />

Urpaar, das erste und zweite Nachwuchspaar des Urpaars), 5 (die drei Paare von vorhin und<br />

der Nachwuchs des Urpaars und des ersten Nachwuchspaares), 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, ....<br />

Also lautet die Antwort auf Fibonaccis Frage: 144 Kaninchenpaare<br />

Diese so genannten Fibonaccizahlen a 1 ,a 2 ,a 3 ,... werden offenbar durch die nachstehende<br />

Rekursionsvorschrift gegeben<br />

a 1 = a 2 = 1 und a n+2 = a n+1 +a n für n ∈ N.<br />

Glanz und Ruhm der Fibonaccizahlen entstammen weniger ihrer eher dubiosen Rolle in der<br />

Kaninchenvermehrung,als vielmehrderTatsache, dassnach undnach eineschier unglaubliche<br />

Fülle interessanter Resultate über sie entdeckt worden ist. Seit 1963 gibt es denn auch eine<br />

mathematische Zeitschrift, The Fibonacci Quarterly, die sich diesen faszinierenden Zahlen<br />

verschrieben hat.<br />

Überraschenderweise tauchen die Fibonaccizahlen auch in vielen Naturwissenschaften (aus<br />

denen sie ja via Kaninchenaufgabe ursprünglich stammen) auf: Die Blätter oder Früchte<br />

von Pflanzen bilden oft Spiralmuster. Die Anzahl der Spiralen sind meist Fibonaccizahlen.<br />

Ein Föhrenzapfen (vgl. Abbildung A.2.i) hat zum Beispiel in der einen Richtung 8, in der<br />

anderen5Spiralen.DasgleichePhänomenkannauchbeiSonnenblumenoderAnanasfrüchten 2<br />

festgestellt werden.<br />

A.2.2 Folge von Collatz<br />

DerMathematiker LotharCollatz(1910-1990) hateineAufgabegestellt, diedieMathematiker<br />

sehr beschäftigt und bis heute ungelöst ist (vgl. [2], Seite 55 und 56). Das Problem selbst<br />

klingt eigentlich harmlos: Starten Sie mit einer natürlichen Zahl a 1 und bilden Sie aus ihr auf<br />

1 Todesfälle mögen jedoch nicht eintreten.<br />

2 Für Mathematiker ist dies ein beliebtes Thema, um an Parties die Gäste zu beeindrucken (langweilen?).

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