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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...

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Sulfitverfahren 150<br />

Sulfitverfahren<br />

Das Sulfitverfahren ist e<strong>in</strong> im 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t entwickelter<br />

chemisch-<strong>in</strong>dustrieller Prozess zur<br />

Herstellung von Zellulose aus Holz. Bei ihm<br />

wird im sauren Milieu das Holz<br />

aufgeschlossen. Dabei wird das Lign<strong>in</strong> unter<br />

Molekülverkle<strong>in</strong>erung aus den<br />

Zellulosefasern herausgelöst, so dass die<br />

verbleibenden Fasern für die Herstellung<br />

von Zellstoff o<strong>der</strong> Papier verfügbar werden.<br />

Verfahren<br />

Das entr<strong>in</strong>dete, masch<strong>in</strong>ell <strong>in</strong> Hackschnitzel<br />

Sulfitfabrik <strong>in</strong> Köpmanholmen (Schweden) um 1900 mit dem für das<br />

Sulfitverfahren charakteristischen Sulfit-Turm<br />

zerkle<strong>in</strong>erte Holz wird <strong>in</strong> Druckkochern mit Calciumhydrogensulfit-Lauge 7 bis 15 Stunden bei erhöhtem Druck (5<br />

bis 7 bar) erhitzt. Dabei geht das Lign<strong>in</strong> <strong>in</strong> wasserlösliche, aus dem Prozess entfernbare Lign<strong>in</strong>sulfonsäure über (die<br />

im Abwasser ebenso wie <strong>der</strong> auch enthaltende Holzzucker zu ökologischen Problemen führen kann). Die<br />

Holzstückchen werden beim Kochen weich, so dass sie sich unaufwändig zerdrücken lassen. Anschließend werden<br />

sie zu zwei bis vier Millimeter langen Fasern zerkle<strong>in</strong>ert, mehrfach gewaschen sowie im Bedarfsfall gebleicht, bevor<br />

sie <strong>in</strong> Form dicker Pappen getrocknet werden.<br />

Zur Herstellung von 1000 kg Zellstoff benötigt man etwa fünf Festmeter Holz und 90 kg Schwefel. Anstelle von<br />

Calciumhydrogensulfit lassen sich auch Magnesium-, Ammonium- o<strong>der</strong> Natriumsulfit-Laugen verwenden.<br />

Nebenprozesse<br />

Häufig wird das Abwasser mit se<strong>in</strong>em hohen Holzzucker-Gehalt zur Herstellung von Ethanol verwendet (sog.<br />

Laugenbranntwe<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Sulfit-Spirit). Das ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim Aufschluss von Nadelhölzern möglich. Teilweise<br />

s<strong>in</strong>d auch Nebenfabriken für die Aufbereitung <strong>der</strong> Lign<strong>in</strong>sulfonsäure angeschlossen. Ebenso wird das Magnesium<br />

häufig wie<strong>der</strong> zurückgewonnen.<br />

Geschichte<br />

Das Sulfitverfahren wurde 1866 von dem Amerikaner B. Tilghman (US-Patent 1867) und unabhängig davon von<br />

Alexan<strong>der</strong> Mitscherlich 1874 erfunden. 1879 entstand <strong>in</strong> Löhnbergerhütte die erste nach dem Verfahren von<br />

Mitscherlich arbeitende Fabrik; fast zeitgleich wurde e<strong>in</strong>e Fabrik <strong>in</strong> Hannoversch Münden e<strong>in</strong>gerichtet. E<strong>in</strong>e<br />

ebenfalls am Ende <strong>der</strong> 1870er Jahre entstandene Fabrik <strong>in</strong> Schweden beruhte auf dem E<strong>in</strong>satz von<br />

Magnesiumsulfitlauge, wie es Carl Daniel Ekman beschrieben hatte. In <strong>der</strong> Papierherstellung hat sich mit dem<br />

Sulfatverfahren e<strong>in</strong> konkurrenzfähigeres Aufschlussverfahren entwickelt. Rund 15% des <strong>in</strong> Deutschland<br />

verbrauchten Zellstoffs werden im Sulfitverfahren gewonnen, im Jahr 2008 waren dies 723.000 t Sulfitzellstoff [1] .

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