Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...
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Silage 61<br />
Silierverlauf, Silagequalität und <strong>der</strong>en Beurteilung<br />
In <strong>der</strong> Praxis wird noch oft die irrige Me<strong>in</strong>ung vertreten, dass e<strong>in</strong>e Untersuchung <strong>der</strong> Gärqualität unnötig ist, sofern<br />
neben <strong>der</strong> Futterwertanalyse auch <strong>der</strong> pH-Wert ermittelt wird. Nach dieser Me<strong>in</strong>ung garantiert e<strong>in</strong> niedriger pH-Wert<br />
unter 4,6 bereits e<strong>in</strong>e gute Gärqualität.<br />
Es besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen pH-Wert und <strong>der</strong> Gärqualität. Allerd<strong>in</strong>gs unterliegt <strong>der</strong> pH-Wert<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Gärqualitätsstufen erheblichen Schwankungsbreiten. Bei sehr guter Gärqualität variiert <strong>der</strong><br />
pH-Wert zwischen 3,4 und 5,0, bei schlechter und sehr schlechter Gärqualität zwischen 4,6 und 6,9. Damit garantiert<br />
we<strong>der</strong> e<strong>in</strong> niedriger pH-Wert e<strong>in</strong>e hohe Gärqualität, noch muss bei e<strong>in</strong>em hohen pH-Wert e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Gärqualität<br />
vorliegen.<br />
E<strong>in</strong>e Ursache für pH-Wert-Schwankungen ist <strong>der</strong> Anwelkgrad. Je stärker das Siliergut angewelkt ist, desto weniger<br />
Säure wird gebildet und desto weniger stark s<strong>in</strong>kt <strong>der</strong> pH-Wert. Auch wenn die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für sehr gute<br />
Gärqualitäten bei 30 – 40 % Anwelkgrad am größten ist, besteht ke<strong>in</strong> zw<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> Zusammenhang zwischen<br />
Anwelkgrad und Gärqualität e<strong>in</strong>er Silage. Alle Anwelkgrade von Nasssilagen bis zur Heulage kommen <strong>in</strong> allen<br />
Gärqualitätsstufen vor. Entsprechend variieren auch die pH-Werte relativ stark mit Überschneidungen <strong>in</strong> allen<br />
Gärqualitätsstufen.<br />
Im Silierprozess wird im Siliergut enthaltener Zucker bzw. Stärke durch Bakterien vor allem <strong>in</strong> Milchsäure und<br />
kle<strong>in</strong>ere Anteile Essigsäure umgewandelt. Wenn <strong>der</strong> Silierprozess nicht optimal verläuft, entsteht auch Buttersäure.<br />
Diese drei Säuren werden als Gärsäuren bezeichnet.<br />
• Milchsäure riecht aromatisch und ist unter an<strong>der</strong>em das natürliche Konservierungsmittel von Sauerkraut und<br />
Silagen. Sie wird überwiegend durch homofermentative Milchsäurebakterien gebildet. Heterofermentative<br />
Milchsäurebakterien produzieren ebenfalls Milchsäure, jedoch <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geren Mengen. Je nach Anwelkgrad<br />
werden Gärschädl<strong>in</strong>ge wie Clostridien, Hefen und coliforme Bakterien unterhalb e<strong>in</strong>es pH-Wertes von etwa 4,2<br />
(Nassilagen) bis 5,1 (stark angewelkte Silage mit 50 % TM) so sehr gehemmt, dass die Silagen mit relativ hoher<br />
Sicherheit stabil s<strong>in</strong>d (Weißbach 1968). Bei e<strong>in</strong>em Anwelkgrad um 30 – 40 % kann <strong>der</strong> pH-Wert bis etwa 4,0 –<br />
4,5 abs<strong>in</strong>ken. Dann stellen auch die Milchsäurebakterien ihre Arbeit e<strong>in</strong>. Aus diesem Grunde s<strong>in</strong>d mit chemischen<br />
Mitteln konservierte Silagen nahezu bis gänzlich frei von Gärsäuren.<br />
• Essigsäure ist von stechendem Geruch und f<strong>in</strong>det unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> <strong>der</strong> Küche Verwendung zum Konservieren<br />
und Verfe<strong>in</strong>ern von Lebensmitteln. Sie durchdr<strong>in</strong>gt Zellwände von Mikroorganismen und denaturiert die<br />
Zellprote<strong>in</strong>e. Aus diesem Grunde s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>ge Essigsäuregehalte <strong>in</strong> Silagen durchaus erwünscht.<br />
• Buttersäure riecht stark nach Erbrochenem und reizt Augen und Atemwege. Buttersäurebakterien s<strong>in</strong>d unter<br />
an<strong>der</strong>em im Pansen von Wie<strong>der</strong>käuern o<strong>der</strong> dem menschlichen Dickdarm an <strong>der</strong> Verdauung von Cellulose<br />
beteiligt. Aufgrund ihres Geruches f<strong>in</strong>det Buttersäure ke<strong>in</strong>e Verwendung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Küche, jedoch liefern<br />
Buttersäureester Aromastoffe für die Lebensmittel- und Parfum<strong>in</strong>dustrie. In Silagen ist Buttersäure unerwünscht.<br />
Nassilagen neigen aufgrund <strong>der</strong> puffernden Wirkung des Wassers sowie ger<strong>in</strong>ger Zuckergehalte oft zu Essig- und<br />
Buttersäuregärung. Die pH-Wert-Absenkung ist <strong>in</strong> diesem Falle nicht so hoch wie bei <strong>der</strong> Milchsäuregärung. Zudem<br />
kann <strong>in</strong> diesen Silagen Milchsäure bakteriell <strong>in</strong> Essig- und Buttersäure überführt werden. Zu stark angewelktes<br />
Siliergut bietet, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei unzureichen<strong>der</strong> Verdichtung, gute Vermehrungsmöglichkeiten für Hefen. Diese<br />
stellen ihre Tätigkeit e<strong>in</strong>, sobald ke<strong>in</strong> Sauerstoff im Silo mehr vorhanden ist. Die Milchsäurebakterien senken <strong>in</strong><br />
diesen Silagen zwar den pH-Wert ab, jedoch ist bei Öffnen <strong>der</strong> Miete mit e<strong>in</strong>em starken Wachstum <strong>der</strong> Hefen zu<br />
rechnen, außer man setzt homofermentative Milchsäurebakterien <strong>in</strong>klusive e<strong>in</strong>er Hefehemmung zu. Äußerlich macht<br />
sich dieses durch Nacherwärmung bemerkbar. Warmes Siliergut bietet gute Lebensbed<strong>in</strong>gungen für koliforme<br />
Keime, die Milchsäure <strong>in</strong> Buttersäure umwandeln, so den pH-Wert erhöhen und schließlich zum Ver<strong>der</strong>b <strong>der</strong> Silage<br />
führen. Zudem s<strong>in</strong>d die Stoffwechselprodukte <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von Hefen und an<strong>der</strong>en Pilzen toxisch. Verfüttern <strong>der</strong>art<br />
geschädigter Silagen kann bei den Tieren zu Leistungsdepressionen und Krankheit bis h<strong>in</strong> zum Tode führen.<br />
Die Summe aus Milch-, Essig- und Buttersäure s<strong>in</strong>kt von <strong>der</strong> sehr guten bis zur verbesserungsbedürftigen<br />
Gärqualität und <strong>der</strong> pH-Wert steigt. Allerd<strong>in</strong>gs steigt <strong>der</strong> pH-Wert auch noch von <strong>der</strong> verbesserungsbedürftigen zur