Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...
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Terpent<strong>in</strong> 180<br />
Re<strong>in</strong>igung<br />
Die gesammelte, oft durch Erde, Sand, Nadeln und R<strong>in</strong>denstückchen verunre<strong>in</strong>igte Masse wird durch Schmelzen bei<br />
niedriger Temperatur verflüssigt, durch grobe Tücher o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Strohschicht geseiht und danach <strong>in</strong> Fässer gefüllt. In<br />
den Vere<strong>in</strong>igten Staaten setzt man sie e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> Fässern mit durchlöchertem Boden <strong>der</strong> Sonnenwärme aus, worauf<br />
das re<strong>in</strong>e Terpent<strong>in</strong> von selbst abtropft. Auch <strong>in</strong> Frankreich wird Terpent<strong>in</strong> auf diese Weise gere<strong>in</strong>igt. Die<br />
dickflüssige Sorte heißt Pâte de térébenth<strong>in</strong>e au soleil, die dünnflüssige à la chaudière.<br />
Arten<br />
Die Terpent<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d honigdicke, sehr zähflüssige, je nach <strong>der</strong> Herkunft klare o<strong>der</strong> trübe, aromatisch riechende und<br />
schmeckende Massen, die trotz <strong>der</strong> weitestgehend gleichen Zusammensetzung, <strong>in</strong> Konsistenz, Färbung, Geruch und<br />
Ölgehalt doch Abweichungen zeigen. Nach den Ursprungslän<strong>der</strong>n werden sie <strong>in</strong> folgende Handelssorten<br />
unterschieden, wobei die hochwertigen auch „Edelterpent<strong>in</strong>e“ genannt werden:<br />
• Das gewöhnliche, geme<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> deutsche Terpent<strong>in</strong> (lat. Tereb<strong>in</strong>th<strong>in</strong>a communis) wird hauptsächlich aus <strong>der</strong><br />
Waldkiefer P<strong>in</strong>us sylvestris, seltener aus <strong>der</strong> Weiß- („Straßburger Terpent<strong>in</strong>“) und Rottanne (Geme<strong>in</strong>e Fichte<br />
Picea abies) gewonnen. Es ist von zäher, etwas körniger Konsistenz, gelblichweiß gefärbt und trübe sowie von<br />
stark harzigem Geruch und bitterlich würzigem Geschmack. Österreichisches Terpent<strong>in</strong> (lat. Tereb<strong>in</strong>th<strong>in</strong>a<br />
austriaca) stammt von <strong>der</strong> Schwarzkiefer P<strong>in</strong>us nigra, die beson<strong>der</strong>s im Wienerwald verbreitet ist, und aus<br />
Nie<strong>der</strong>österreich <strong>in</strong> sogenannten Lägeln, kle<strong>in</strong>en ovalen Fässern, versandt wird. Französisches Terpent<strong>in</strong> nennt<br />
man beson<strong>der</strong>s die Abscheidung <strong>der</strong> Seekiefer (P<strong>in</strong>us p<strong>in</strong>aster), die <strong>in</strong> verschiedenen Gegenden Südfrankreichs<br />
Wäl<strong>der</strong> bildet. Es ist dünnflüssiger und fe<strong>in</strong>er und hat e<strong>in</strong>en angenehmen Geruch. Das amerikanische Terpent<strong>in</strong><br />
des P<strong>in</strong>us palustris unterscheidet sich vom gewöhnlichen nicht wesentlich und fällt daher <strong>in</strong> dieselbe Gruppe.<br />
• Die beste Sorte des Terpent<strong>in</strong>s ist das venezianische o<strong>der</strong> Lärchen-Terpent<strong>in</strong> (lat. Tereb<strong>in</strong>th<strong>in</strong>a veneta), das<br />
hauptsächlich <strong>in</strong> Tirol, Kärnten, Steiermark und weiter östlich bis nach Ungarn von <strong>der</strong> Europäischen Lärche,<br />
Larix decidua, gewonnen wird. Doch gibt es auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Provence Lärchenwäl<strong>der</strong>, die echtes venezianisches<br />
Terpent<strong>in</strong> liefern. Die dickflüssige, klebrige, ziemlich durchsichtige Masse ist nur schwach gelblich gefärbt, stark<br />
fadenziehend und langsam trocknend. Es hat e<strong>in</strong>en harzig-würzigen, etwas zitronenartigen Geruch. Aus<br />
Lärchenzapfen ausgekochtes Terpent<strong>in</strong> ist m<strong>in</strong><strong>der</strong>wertig. Se<strong>in</strong> zurückbleibendes Harz ist splittrig und wird durch<br />
atmosphärische E<strong>in</strong>flüsse angegriffen.<br />
• Nordamerika erzeugt die fe<strong>in</strong>ste aller Terpent<strong>in</strong>arten, das kanadische Terpent<strong>in</strong>, bekannt unter dem Namen<br />
Kanadabalsam.<br />
• Die sonst noch vorkommenden Terpent<strong>in</strong>e, wie ungarisches und zyprisches Terpent<strong>in</strong> von <strong>der</strong> Pistacia<br />
tereb<strong>in</strong>thus, haben wenig Bedeutung. Italienisches Terpent<strong>in</strong> (lat. Tereb<strong>in</strong>th<strong>in</strong>a italica) stammt aus denselben<br />
Gegenden wie das venezianische, ist aber dunkler an Farbe.<br />
Verwendung<br />
Terpent<strong>in</strong> dient hauptsächlich dazu, Harze weicher und geschmeidiger zu machen, und wird daher als Zusatz für<br />
Siegellacke, Harzfirnisse, Lacke, Kitte und Ätzgründe verwendet. Zur Herstellung von Lack kann nur die wasserfreie<br />
Venezianer Sorte benutzt werden, da sonst trübe Lacke entstehen. Sie verbrennt im Gegensatz zum gewöhnlichen<br />
wasserhaltigen Terpent<strong>in</strong> ohne prasselndes Geräusch. Weiter wird Terpent<strong>in</strong> häufig als Zusatz zu Salben, Pflastern<br />
und Hufkitt sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> verwandt. Außerdem bildet es den Rohstoff zur Herstellung von Terpent<strong>in</strong>öl und<br />
Kolophonium. Weiterh<strong>in</strong> wird es als wichtiges B<strong>in</strong>de- und Verdünnungsmittel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ölmalerei verwendet. Früher<br />
wurden Marmorwaschtische, Bodenbeläge usw. mit e<strong>in</strong>er Mischung aus Bienenwachs und Terpent<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gepflegt. In<br />
<strong>der</strong> Restaurierung wird dieses Verfahren immer noch genutzt.