Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...
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Thermisch modifiziertes Holz 184<br />
Eigenschaften<br />
Durch die Umwandlung bzw. Besetzung freier OH-Gruppen werden Schw<strong>in</strong>d- und Quellmaß <strong>in</strong> tangentialer, axialer<br />
und radialer Richtung um bis zu 70 % verr<strong>in</strong>gert. Auch e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> natürlichen Dauerhaftigkeit gegen<br />
tierische und pilzliche Holzschädl<strong>in</strong>ge wurde festgestellt. Bei Verwendung von Rotbuchenholz erreicht thermisch<br />
modifiziertes Holz je nach Intensität des Thermo-Prozesses bis Dauerhaftigkeitsklasse 1, bei Fichtenholz bis Klasse<br />
2 und bei Eschenholz Klasse 1-2. Die Holzfarbe wird dunkler (durch den ganzen Querschnitt), ist jedoch nicht<br />
UV-beständig (Aufhellung). Die Temperaturbehandlung führt zu e<strong>in</strong>er deutlichen Reduzierung des pH-Wertes auf<br />
1,5. So wird den Mikroorganismen <strong>der</strong> Nährboden entzogen, und Wasser wird nur e<strong>in</strong>geschränkt aufgenommen.<br />
E<strong>in</strong> großer Unterschied besteht zwischen Thermonadelholz und Thermolaubholz. Die wärmebehandelten<br />
Nadelhölzer haben durch den Substanzabbau und durch den Harzaustritt e<strong>in</strong>e reduzierte Dichte und s<strong>in</strong>d sehr weich,<br />
was bei Laubhölzern nicht <strong>in</strong> dem Maße <strong>der</strong> Fall ist. Je nach Behandlungs<strong>in</strong>tensität bzw. -methode verr<strong>in</strong>gern sich<br />
die Festigkeitswerte des Holzes durch die Behandlung. Insbeson<strong>der</strong>e die Abnahme <strong>der</strong> Spaltfestigkeit kann hierbei<br />
kritisch se<strong>in</strong>.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen auf molekularer Ebene s<strong>in</strong>d nicht alle Leime o<strong>der</strong> Beschichtungen, welche für das<br />
Ausgangsmaterial benutzt werden, auch für das thermisch modifizierte Holz verwendbar. E<strong>in</strong> wichtiger Nachteil <strong>der</strong><br />
Thermobehandlung ist die Abnahme <strong>der</strong> Biegefestigkeit und damit e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Tragfähigkeit des Holzes,<br />
was die Verwendungsmöglichkeiten e<strong>in</strong>schränkt. Weiterh<strong>in</strong> erhält das Holz e<strong>in</strong>en rauchigen Geruch, welcher aber<br />
mit <strong>der</strong> Zeit nachlässt.<br />
Herstellungsverfahren<br />
Es gibt diverse Verfahren zur Produktion von Thermoholz, die von Firmen und Forschungs<strong>in</strong>stitutionen ständig<br />
weiterentwickelt werden. Im groß<strong>in</strong>dustriellen E<strong>in</strong>satz ist das auf Wasserdampf und Hitze basierende<br />
Stellac-Verfahren führend. Beim Oil-Heat-Treatment-Verfahren (Menz Holz) wird das Holz <strong>in</strong> re<strong>in</strong>em, bis zu 220°C<br />
heißem Pflanzenöl gebadet. Heizplatten übertragen beim Vakuum-Press-Trocknungs-Verfahren (timura Holz) die<br />
Wärme auf das Holz. Das Vorgehen nach dem Wasserdampf-Hitze-Verfahren, z.B. das russische BICOS-<br />
(Thermoholz Spreewald) und das f<strong>in</strong>nische Stellac-Verfahren (Firstwood), ist am weitesten verbreitet. Die Firma<br />
Stellac Oy gilt als Pionier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forschung und Weiterentwicklung des Wasserdampf-Hitze-Verfahrens. Bereits seit<br />
dem Jahr 1990 arbeitete Stellac an <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dustriellen Produktionsprozesses zur Verbesserung von<br />
Holzeigenschaften auf Basis re<strong>in</strong> thermischer Behandlung <strong>der</strong> Holzzellstrukturen. Dieser kommt seit 1996 <strong>in</strong><br />
ausgereifter Form <strong>in</strong> großtechnischen Thermokammern zum E<strong>in</strong>satz. Während des langwierigen<br />
Fünf-Stufen-Prozesses wird das Holz schonend modifiziert, sodass durch starke, rasche Temperaturschwankungen<br />
verursachtem Reissen vorgebeugt wird. Das Holz durchläuft folgende Phasen: 1. Ersterwärmungsphase (auf 100°C);<br />
2. Vorkonditionierung und Trockenphase (kontrollierte Reduktion <strong>der</strong> Holzfeuchte auf 0%); 3. Hochtemperaturphase<br />
(Erhitzung je nach Holzart und Veredelungsklasse auf bis zu 230°C); 4. Konditionierungsphase (Wie<strong>der</strong>herstellung<br />
des optimalen Feuchtigkeitsniveaus); 5. Abkühlphase. Der Stellac-Prozess ist voll automatisiert, so ist e<strong>in</strong>e hohe<br />
Qualitätskonstanz gewährleistet.<br />
Verwendung<br />
Grundsätzlich s<strong>in</strong>d alle Holzarten für die Thermomodifikation geeignet. Praktisch konzentriert sich dies auf folgende<br />
Hölzer: Erle, Buche, Eiche, Ahorn, Esche, Birke sowie Rob<strong>in</strong>ie bei den Laubhölzern sowie Fichte und Kiefer bei den<br />
Nadelhölzern. In thermisch modifiziertem Holz aus e<strong>in</strong>heimischen Nadel- und Laubhölzern wird e<strong>in</strong>e ökologische<br />
Alternative zu Tropenhölzern wie Bangkirai o<strong>der</strong> Teak gesehen. Das liegt zum e<strong>in</strong>en an <strong>der</strong> Möglichkeit, thermisch<br />
modifiziertes Holz im Nass- o<strong>der</strong> Außenbereich e<strong>in</strong>zusetzen, zum an<strong>der</strong>en an <strong>der</strong> dunklen Farbe, welche das Holz je<br />
nach Intensität <strong>der</strong> Thermobehandlung erhält. Ebenso bietet Thermoholz e<strong>in</strong>e unbedenkliche Alternative <strong>in</strong><br />
Anwendungsbereichen, <strong>in</strong> denen die Verwendung mit chemischen Schutzmitteln getränkten/imprägnierten Holzes