Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...
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XtL-Kraftstoff 284<br />
Ausbau von CtL-Anlagen <strong>in</strong> Südafrika<br />
In <strong>der</strong> Republik Südafrika, die ebenfalls über ausreichend Kohleressourcen verfügte und Erdöl importieren musste,<br />
wurde aus politischen Gründen 1955 die erste mo<strong>der</strong>ne CtL-Anlage Südafrikas <strong>in</strong> Betrieb genommen. Gebaut wurde<br />
sie durch die Suid Afrikaanse Steenkool en Olie (Sasol) unter Beteiligung <strong>der</strong> deutschen Lurgi AG. Die Pilotanlage<br />
Sasol 1 wurde für etwa 6.000 barrel Kraftstoff pro Tag ausgelegt. An 1980 wurden die Kapazitäten deutlich<br />
ausgeweitet, bed<strong>in</strong>gt durch die politische Entwicklung Südafrikas.<br />
So wurden 1980 und 1982 Sasol II und Sasol III <strong>in</strong> Betrieb genommen, damit stand e<strong>in</strong>e Gesamtkapazität von<br />
104.000 barrel/Tag zur Verfügung. Mit <strong>der</strong> politischen Öffnung wurde das Programm auf Erdgas als Rohstoffquelle<br />
ausgedehnt und 1995 und 1998 wurden weitere Kapazitäten für 124.000 barrel/Tag CtL- und GtL-Kraftstoff<br />
geschaffen.<br />
GtL als mo<strong>der</strong>ner Kraftstoff<br />
Sasol wurde durch die südafrikanischen Entwicklungen Weltmarktführer <strong>in</strong> den XtL-Technologien und baute 2006<br />
e<strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nes GtL-Werk <strong>in</strong> Qatar mit e<strong>in</strong>er Kapazität von 34.000 barrel/Tag. Geme<strong>in</strong>sam mit Foster Wheeler plant<br />
Sasol zudem e<strong>in</strong>e Anlage <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a mit e<strong>in</strong>er Jahreskapazität von 60.000 barrel/Jahr. Bei beiden Anlagen werden<br />
Fischer-Tropsch-Verfahren verfolgt: E<strong>in</strong> Hochtemperaturverfahren mit Prozesstemperaturen von 350°C (Synthol<br />
und Advanced Synthol), bei dem Ottokraftstoffe und Alkene als Plattformchemikalien produziert werden, und e<strong>in</strong><br />
Niedrigtemperaturverfahren bei 250°C zur Gew<strong>in</strong>nung von Dieselkraftstoff und Wachsen.<br />
1993 nahm auch <strong>der</strong> M<strong>in</strong>eralölkonzern Royal Dutch Shell se<strong>in</strong>e erste GtL-Anlage <strong>in</strong> Betrieb. Die Anlage <strong>in</strong> B<strong>in</strong>tulu<br />
<strong>in</strong> Malaysia hat e<strong>in</strong>e Kapazität von 12.000 barrel/Tag und wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigens entwickelten<br />
Fischer-Tropsch-Verfahren, <strong>der</strong> Shell Middle Distillate Synthesis (SMDS-Verfahren), betrieben. Ende 2009 wurde <strong>in</strong><br />
Katar die Anlage Pearl GtL, die von Shell erbaut wurde <strong>in</strong> Betrieb genommen. Diese ist zurzeit die weltgrößte<br />
Anlage und produziert 120.000 barrel/Tag.<br />
Biokraftstoffe <strong>der</strong> zweiten Generation: BtL<br />
Im Zuge <strong>der</strong> Rohstoffwende rückten <strong>in</strong> den letzten Jahren vor allem Biokraftstoffe <strong>in</strong> den Fokus <strong>der</strong><br />
Kraftstoffherstellung. Dabei wurden <strong>in</strong>ternational große Kapazitäten für die so genannten Biokraftstoffe <strong>der</strong> ersten<br />
Generation Biodiesel und Bioethanol aufgebaut. Mit <strong>der</strong> weiteren Entwicklung rückte auch die<br />
Fischer-Tropsch-Synthese zunehmend <strong>in</strong> den Fokus <strong>der</strong> Forschung und Entwicklung, BtL-Kraftstoffe werden als<br />
Biokraftstoffe <strong>der</strong> zweiten Generation vor allem <strong>in</strong> Europa stark geför<strong>der</strong>t. Aktuell gibt es noch ke<strong>in</strong>e<br />
groß<strong>in</strong>dustrielle BtL-Produktion - allerd<strong>in</strong>gs laufen Pilotprojekte, und Choren Industries hat e<strong>in</strong> erstes Werk <strong>in</strong><br />
Freiberg, Sachsen, für den von ihnen als SunFuel und SunDiesel bezeichneten BtL-Kraftstoff aufgebaut. E<strong>in</strong>e im<br />
Bau bef<strong>in</strong>dliche Pilotanlage des Forschungszentrums Karlsruhe (FZK) zur Produktion von BtL <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
zweistufigen Verfahren (bioliq) soll 2011 <strong>in</strong> Betrieb gehen [2] .<br />
Bewertung von XtL-Kraftstoffen<br />
E<strong>in</strong> Vorteil aller XtL-Kraftstofftypen ist, daß sie die Abhängigkeit vom Erdöl senken. Häufig wird betont, daß die<br />
Kraftstoffeigenschaften bei <strong>der</strong> Synthese gezielt gesteuert werden können und dadurch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügig höhere<br />
Effizienz <strong>der</strong> Fahrzeugmotoren möglich ist. Dem gegenüber steht e<strong>in</strong> sehr hoher Energieaufwand bei den<br />
Vergasung- und Synthese-Schritten. Da XtL-Kraftstoffe ke<strong>in</strong>e cyclischen Verb<strong>in</strong>dungen und ke<strong>in</strong>en Schwefel<br />
enthalten, ist die Verbrennung sauberer als bei Kraftstoffen auf Erdölbasis. Da für die verschiedenen XtL-Kraftstoffe<br />
sehr unterschiedliche <strong>Rohstoffe</strong> verwendet werden, s<strong>in</strong>d ihre jeweiligen Vor- und Nachteile unterschiedlich zu<br />
bewerten.