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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...

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Schilfrohr 18<br />

Schilf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abwasserre<strong>in</strong>igung<br />

Pflanzenkläranlagen<br />

Schilf ist sehr gut für die Bepflanzung e<strong>in</strong>er Pflanzenkläranlage geeignet. Es wirkt durch die große Blattoberfläche<br />

und durch die Sauerstoffabgabe hohler, luftführen<strong>der</strong> Stängelteile (Aerenchyme) unter Wasser gewässerre<strong>in</strong>igend<br />

(Sauerstoffe<strong>in</strong>trag: 5 -12 g Sauerstoff pro m² / Tag). Der Sauerstoffe<strong>in</strong>trag för<strong>der</strong>t den mikrobiellen Abbau<br />

organischer Substanz durch aerophile Bakterien, welche <strong>in</strong> großer Menge an den Wurzelhaaren des Schilfes siedeln.<br />

Bodenfilter<br />

Auch Retentionsbodenfilter werden häufig mit Schilf bepflanzt, um e<strong>in</strong>e Leistungssteigerung zu erzielen. Der<br />

Schilfbewuchs soll durch se<strong>in</strong> permanentes Rhizomwachstum das Substrat lockern und so das Kolmationsrisiko<br />

senken. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Durchwurzelung erhöht die Re<strong>in</strong>igungsleistung des Filters, da Sauerstoffe<strong>in</strong>trag und<br />

Wurzelexudate e<strong>in</strong>e Stimulation des mikrobiellen Schadstoffabbaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rhizosphäre bewirken, gleichzeitig<br />

werden Nähr- (und z.T. Schadstoffe) <strong>der</strong> Bodenlösung entzogen.<br />

E<strong>in</strong>e etablierte Schilffläche transpiriert 800 – 1000 l Wasser pro m2 und Vegetationsperiode, wodurch sich die<br />

Sickerwasserbildung im Bodenfilter entsprechend reduziert. Dies begünstigt die Sorption und - durch die längere<br />

Kontaktzeit - auch Wurzelaufnahme und biologischen Abbau.<br />

Die geschlossene Vegetationsdecke verbessert durch Beschattung und Isolation das bodennahe Mikroklima. Unter<br />

abgestorbenem Schilf f<strong>in</strong>den Bakterien auch im W<strong>in</strong>ter noch Temperaturen um +5° C vor. Schilfhalme wie auch<br />

kont<strong>in</strong>uierliche Streuzufuhr weitmaschiger Vegetationsreste bilden auf Bodenfiltern e<strong>in</strong>en oberirdischen<br />

„Raumfilter“. Se<strong>in</strong>e Sedimentationsoberflächen ergänzen die eigentliche Substratfiltration und schützen den Filter<br />

zusätzlich vor äußerer Kolmation.<br />

E<strong>in</strong> wesentlicher Nachteil des E<strong>in</strong>satzes von Schilf <strong>in</strong> Bodenfiltern ist, dass Bodenfilter aufgrund <strong>der</strong> periodischen<br />

Zufuhr und kurzen Verweilzeiten des Wassers nicht zu den idealen Besiedlungsräumen des Schilfgrases gehören.<br />

Hohe Ausfälle beim Bewuchs auf den zeitweise trockenen Bodenfiltern s<strong>in</strong>d die Folge. Dadurch ist e<strong>in</strong>e optimale<br />

Re<strong>in</strong>igungs- und Filterwirkung <strong>in</strong> Bezug auf das zugeführte Abwasser durch die geschwächte Schilfvegetation nicht<br />

gewährleistet. Daneben ist Schilf empf<strong>in</strong>dlich gegen mechanische Belastung, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e gegen<br />

Knickbeanspruchung (Nie<strong>der</strong>legen des Bestands im Hauptströmungsbereich).<br />

Schilf wird bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>griffs-Kompensation nach § 8a Bundesnaturschutzgesetz von Naturschutzstellen positiv<br />

beurteilt. Im Gegensatz zu konventionellen Lösungen wurden schilfbepflanzte Filter selbst <strong>in</strong> Natur- und<br />

Landschaftsschutzgebieten zugelassen. Daneben können schilfbepflanzte Bodenfilter <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />

Grünflächen und Grünpflastern zusätzliche Ausgleichsmaßnahmen für Neubaugebiete vermeiden helfen, was bei<br />

Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen zunehmend Bedeutung erlangt.<br />

Literatur<br />

• Klaus Bahlo, Gerd Wach: Naturnahe Abwasserre<strong>in</strong>igung. Planung und Bau von Pflanzenkläranlagen. 1. Auflage.<br />

Ökobuch, Staufen bei Freiburg 1992 (4., unverän<strong>der</strong>te Auflage 1996), ISBN 3-922964-52-4.<br />

• Arne Michael Ragossnig, O. Brandwe<strong>in</strong>er: Schilf als biogener Ersatzbrennstoff zur Kl<strong>in</strong>kerproduktion. <strong>Institut</strong> für<br />

nachhaltige Abfallwirtschaft und Entsorgungstechnik an <strong>der</strong> Montanuniversität Leoben - DepoTech, November<br />

2006 (4 Seiten onl<strong>in</strong>e [1] ).<br />

• Elfrune Wendelberger: Pflanzen <strong>der</strong> Feuchtgebiete - Gewässer, Moore, Auen. Büchergilde Gutenberg, München<br />

1986, ISBN 3-7632-3265-6 (Orig<strong>in</strong>alausgabe: BLV, München / Wien / Zürich 1986, ISBN 3-405-12967-2).<br />

• P. G. Brunner: Bodenfilter zur Regenwasserbehandlung im Misch- und Trennsystem. In: Landesanstalt für<br />

Umweltschutz Baden-Württemberg (Hrsg.): {{{Sammelwerk}}}. 2., überarbeitete Auflage. Karlsruhe 2002 (ohne<br />

ISBN, PDF 114 Seiten, 2,5 MB [2] ).<br />

• M<strong>in</strong>isterium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (Hrsg.) (2003): Retentionsbodenfilter. Handbuch für Planung, Bau und Betrieb (1. Aufl.).

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