Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...
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Top<strong>in</strong>ambur 195<br />
Brennerei<br />
Top<strong>in</strong>ambur wurde schon Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts für das Brennen von<br />
Destillaten verwendet. [4] In Baden werden die Top<strong>in</strong>ambur-Knollen zu e<strong>in</strong>em<br />
Verdauungsschnaps, ebenfalls Top<strong>in</strong>amburbranntwe<strong>in</strong>, „Top<strong>in</strong>ambur“, „Topi“<br />
o<strong>der</strong> auch „Rossler“ (abgeleitet von Ross-Erdäpfel) genannt, verarbeitet. Zur<br />
besseren Verträglichkeit werden gelegentlich an<strong>der</strong>e Kräuter h<strong>in</strong>zugefügt,<br />
beispielsweise Blutwurz. Über 90 Prozent <strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland gerodeten<br />
Top<strong>in</strong>amburknollen werden <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> Obstbrennereien zu Spirituosen<br />
verarbeitet. [17] Bei <strong>der</strong> Vergärung und anschließenden Destillation zu<br />
Spirituosen hat die Länge <strong>der</strong> Inul<strong>in</strong>moleküle ger<strong>in</strong>ge Bedeutung, da nicht<br />
vergärbar. [18] Top<strong>in</strong>ambur zählt laut Branntwe<strong>in</strong>monopol-Gesetz zu den<br />
Obststoffen. [18]<br />
Zuckerherstellung<br />
In ger<strong>in</strong>gerem Maß hatte Top<strong>in</strong>ambur auch Bedeutung als Rohstoff für die<br />
Fruchtzucker-Herstellung. [19] Interessant ist Fructose weil sie süßer als Zucker<br />
(Saccharose) o<strong>der</strong> Dextrose (Glucose) ist. Die Zuckergew<strong>in</strong>nung war jedoch<br />
recht schwierig und kosten<strong>in</strong>tensiv und wurde um den Zweiten Weltkrieg nicht<br />
mehr weiterverfolgt. [7] Heute gibt es Techniken die es möglich machen leichter<br />
HFCS-Zucker (high fructose corn syrup) aus Top<strong>in</strong>ambur herzustellen.<br />
Beson<strong>der</strong>s weil <strong>der</strong> Gehalt an Fructose nach <strong>der</strong> Hydrolyse von Inul<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Knolle schon hochprozentig vorhanden ist. [18]<br />
Futterpflanze<br />
Badischer Rossler<br />
Früher wurde auch den Haustieren (Vieh, Pferden, Schwe<strong>in</strong>en) Top<strong>in</strong>ambur verfüttert. [4] Die nahe verwandte Art H.<br />
maximilianii wird <strong>in</strong> den USA auch noch als Futterpflanze genutzt. [1] Heute bef<strong>in</strong>den sich wie<strong>der</strong> Produkte als<br />
Zusatzfutter für Pferde und Kle<strong>in</strong>tiere im Handel. [18] Für Schafe soll sie e<strong>in</strong> sehr gutes Futter se<strong>in</strong>. [20] Top<strong>in</strong>ambur<br />
wurde <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang auch als Futterpflanze für Wildfutter angebaut. Dort scharren vor allem Hasen, Rot- und<br />
Schwarzwild die Knollen aus dem Boden. [6] Vom Wild werden vor allem die Jungtriebe zur Äsung angenommen.<br />
An ausgewachsene Pflanzen geht Wild dagegen selten, da die Blätter offensichtlich zu rau s<strong>in</strong>d. Wenn jedoch die<br />
Knollen freigelegt werden – zum Beispiel durch Hegearbeit von Menschen – s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong>e beliebte Nahrung für<br />
Rehe. Neben Wildschwe<strong>in</strong>en fressen auch Bisamratte, Wan<strong>der</strong>ratte, Schermaus und Wildkan<strong>in</strong>chen diese Knollen.<br />
Da Top<strong>in</strong>ambur vor allem die Uferbereiche von Fließgewässern besiedelt, kann es hier aufgrund <strong>der</strong> Wühltätigkeiten<br />
zu größeren Schäden an <strong>der</strong> Uferbefestigung kommen. Die Wühltätigkeit <strong>der</strong> Nager trägt außerdem zur Verbreitung<br />
<strong>der</strong> Pflanzen bei. Von Nagern freigelegte Knollen und Knollenbruchstücke werden durch Fließgewässer häufig<br />
verschwemmt und besiedeln dann an<strong>der</strong>e Habitate neu. Auch wenn Top<strong>in</strong>ambur heute als <strong>in</strong>vasive Pflanze<br />
angesehen werden kann ist die Kultur weiterh<strong>in</strong> unter geregelten Bed<strong>in</strong>gungen möglich.<br />
Bioenergie<br />
Aufgrund <strong>der</strong> guten Anbaueigenschaften und <strong>der</strong> hohen Biomasseproduktion kann Top<strong>in</strong>ambur auch als<br />
Energiepflanze genutzt werden und spielt entsprechend als nachwachsen<strong>der</strong> Rohstoff e<strong>in</strong>e potenzielle Rolle. [1] Dabei<br />
lassen sich sowohl die vegetativen Teile als auch die Knollen zu Biogas und Bioethanol vergären o<strong>der</strong> zu Brennstoff<br />
trocknen und verarbeiten. Zur Nutzung für die Bioethanolherstellung sollten die Knollen e<strong>in</strong>en Frost abbekommen<br />
habe, damit sich das enthaltene Inul<strong>in</strong> durch die dadurch aktivierte Inulase <strong>in</strong> fermentierbare Zucker umgewandelt<br />
werden kann. [8]