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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...

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Zertifizierung (Forstwirtschaft) 300<br />

Auf dem Weltmarkt und auf nationalen Märkten ist die Nachfrage nach zertifiziertem Holz ger<strong>in</strong>g. Bislang existieren<br />

nur <strong>in</strong> Europa und Nordamerika nennenswerte Märkte für zertifiziertes Holz. Zudem <strong>in</strong>teressieren sich nur wenige<br />

Verbraucher für die Thematik. Die meisten Konsumenten s<strong>in</strong>d auch nicht dazu bereit, für zertifiziertes Holz e<strong>in</strong>en<br />

Mehrpreis zu entrichten, da das zertifizierte Holzprodukt im Vergleich zum nicht zertifizierten ke<strong>in</strong>en Zusatznutzen<br />

bietet. [7]<br />

Zwischen <strong>der</strong> Praxis des Forstmanagement und den Standards klafft e<strong>in</strong>e große Lücke. Dies ist sehr oft bed<strong>in</strong>gt<br />

durch den Mangel an Fachkräften. In <strong>der</strong> Demokratischen Republik Kongo gibt es etwa 100 [7] ausgebildete<br />

Forstmanager, aber 133,6 Millionen Hektar Wald - mehr als die zehnfache Waldfläche Deutschlands). H<strong>in</strong>zu kommt,<br />

dass <strong>in</strong> tropischen Regenwäl<strong>der</strong>n Standards zur Erhaltung <strong>der</strong> Biodiversität viel schwieriger zu e<strong>in</strong>zuhalten s<strong>in</strong>d als<br />

<strong>in</strong> den europäischen Wäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> gemäßigter Klimata, weil die Artenzahl dort sehr viel höher ist. [7]<br />

Auf nationaler Ebene können Politiken zur Verbesserung <strong>der</strong> forstwirtschaftlichen Praxis nicht formuliert und<br />

implementiert werden. Dies ist bed<strong>in</strong>gt durch e<strong>in</strong>en Fachkräftemangel, ungenügende f<strong>in</strong>anzielle Ausstattung o<strong>der</strong><br />

den Unwillen <strong>der</strong> politischen Entscheidungsträger. H<strong>in</strong>zu kommen schwache Governance-Strukturen (Korruption<br />

und illegaler Holze<strong>in</strong>schlag). Auch s<strong>in</strong>d oft die Besitzverhältnisse am Land o<strong>der</strong> an Produkten des Waldes nicht<br />

geklärt. Dies führt zu ungeregelten Nutzung. Letztlich stellt auch die ungenügende Abstimmung mit an<strong>der</strong>en<br />

Wirtschaftssektoren e<strong>in</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis dar. [7]<br />

Die Kapazitäten zum Aufbau e<strong>in</strong>er wirksamen nationalen Zertifizierungsorganisation (beispielsweise e<strong>in</strong> nationales<br />

FSC-Büro) fehlen. Somit kann auch ke<strong>in</strong> Zertifizierungsprozess e<strong>in</strong>geleitet und forciert werden. [7]<br />

Letzten Endes spielen auch hohe direkte und <strong>in</strong>direkte Kosten e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> Bezug auf den bisher ger<strong>in</strong>gen<br />

Erfolg von forstlicher Zertifizierung <strong>in</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n. Direkte Kosten fallen für den Zertifizierungsprozess<br />

an, <strong>in</strong>direkte Kosten entstehen durch die Verbesserung <strong>der</strong> Managementpraxis. Beispielsweise würde die Abkehr<br />

weg von den bislang gängigen Holze<strong>in</strong>schlagstechniken <strong>in</strong> Malaysia h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er mit <strong>der</strong> Zertifizierung <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang<br />

stehenden Technik die Holzerntekosten um 65 % erhöhen. Allgeme<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d tropische Regenwäl<strong>der</strong> naturnah nur unter<br />

großem f<strong>in</strong>anziellen Aufwand bewirtschaftbar. [7]<br />

Kritik<br />

Wichtige Zielsetzungen wurden bisher nicht erreicht, da die grundsätzliche Idee <strong>der</strong> Zertifizierung zur Zeit ihrer<br />

Entstehung war, die Vernichtung von Primärwäl<strong>der</strong>n <strong>in</strong> den Tropen zu stoppen. Dies gelang aus unterschiedlichen<br />

Gründen jedoch nicht <strong>in</strong> großem Maßstab. Von den 271 Millionen Hektar zertifizierten Waldes bef<strong>in</strong>den sich 95 %<br />

<strong>in</strong> Nordamerika o<strong>der</strong> Europa. 87 % <strong>der</strong> zertifizierten Wäl<strong>der</strong> bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> entwickelten Län<strong>der</strong>n, wo die Existenz<br />

des Waldes praktisch nicht gefährdet ist und hohe soziale Standards <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forstwirtschaft gelten. [7]<br />

Auch die Zielsetzung, mit e<strong>in</strong>em weltweit anerkannten Zertifizierungssystem für Holz, gut wirtschaftende<br />

Forstbetriebe vor <strong>der</strong> Konkurrenz durch Holz aus illegalem E<strong>in</strong>schlag o<strong>der</strong> aus nicht nachhaltiger Produktion zu<br />

schützen, wurde bislang nicht erreicht. Stattdessen wird über die Notwendigkeit staatlicher bzw. rechtlich b<strong>in</strong>den<strong>der</strong><br />

Instrumente diskutiert, um dieses Ziel zu erreichen. In <strong>der</strong> EU hierzu <strong>der</strong> Aktionsplan FLEGT (Forest Law<br />

Enforcement, Governance and Trade). In Deutschland gab es e<strong>in</strong>e Initiative für e<strong>in</strong> "Urwaldschutzgesetz". [11]

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