Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...
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Sojabohne 75<br />
Verbreitung<br />
Für Europa entdeckt wurde die Pflanze von Engelbert Kaempfer, <strong>der</strong> sie nach se<strong>in</strong>er Japan-Reise 1691/92 erstmals<br />
beschrieb. Aus dem Jahre 1737 gibt es erste Belege, dass die Sojabohne <strong>in</strong> Holland <strong>in</strong> botanischen Gärten gezogen<br />
wurde, 1739 auch <strong>in</strong> Frankreich. In Europa erlangte <strong>der</strong> Anbau jedoch nie e<strong>in</strong>e Bedeutung. Samuel Bowen brachte<br />
die Sojabohne 1765 erstmals <strong>in</strong> die USA. [4]<br />
Der frühe <strong>in</strong>ternationale Bedeutungszuwachs <strong>der</strong> Sojabohne erklärt sich nicht alle<strong>in</strong> durch ihren hohen Öl- und<br />
Prote<strong>in</strong>gehalt und die hohe Ertragsstabilität, da diese teilweise erst im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t durch enorme<br />
Forschungsanstrengungen erreicht wurden. [6]<br />
Anfänge <strong>in</strong> den USA<br />
Von <strong>der</strong> ersten Erwähnung <strong>der</strong> Sojabohne <strong>in</strong> <strong>der</strong> US-Agrarstatistiken 1924 bis zum zweiten Weltkrieg stieg die<br />
Anbaufläche von 767.000 auf 4.220.000 ha an. Der überwiegende Teil <strong>der</strong> Ernte wurde bis Ende <strong>der</strong> 1930er Jahre<br />
jedoch nicht <strong>in</strong> Ölpressen verarbeitet. 1925 wurden nur 6% <strong>der</strong> Ernte gepresst, 1939 h<strong>in</strong>gegen bereits 71%. Der<br />
Grund für den massiven Produktions- und Pressungszuwachs lag <strong>in</strong> <strong>der</strong> erst beg<strong>in</strong>nenden Kooperation zwischen<br />
Landwirten und Verarbeitern. So wurden im Forum <strong>der</strong> 1919 gegründeten American Soybean Association (ASA) im<br />
Jahr 1928 erste b<strong>in</strong>dende Abnahmegarantien geschlossen. Anfang <strong>der</strong> 1930er erreichte die ASA die Etablierung<br />
prohibitiver Importzölle auf Sojabohnen, die das Doppelte des Marktpreises betrugen. Die so geschützte<br />
US-Sojabohnenproduktion konnte sich daher ausdehnen. [6]<br />
Dennoch wurde die Sojabohne zunächst nur im <strong>in</strong>dustriellen Bereich e<strong>in</strong>gesetzt. Anfang <strong>der</strong> 1930er wurden 95% des<br />
Sojaöls zur Farb- und Firnisherstellung e<strong>in</strong>gesetzt. Im Bereich <strong>der</strong> menschlichen Ernährung war das potenziell für<br />
die Margar<strong>in</strong>eproduktion verwendbare Sojaöl <strong>der</strong> Konkurrenz des Kokosnussöls aus den Philipp<strong>in</strong>en unterlegen,<br />
unter an<strong>der</strong>em aufgrund des relativ markanten und starken Geschmacks des Sojaöls. Daher erschien e<strong>in</strong>e zukünftige<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Sojabohne für die Ernährung unwahrsche<strong>in</strong>lich. Der Industrielle Henry Ford verarbeitete Sojamehl zu<br />
Plastik, welches er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Autoproduktion verwendete. Doch seit Mitte <strong>der</strong> 1930er wurde unter dem E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong><br />
ASA auch die Verarbeitung von Kokosnussöl besteuert. [6]<br />
Neben dem Schutz vor ausländischer Konkurrenz begünstigten weitere Faktoren den Aufstieg <strong>der</strong> Sojabohne. Z. B.<br />
setzte die Motorisierung <strong>der</strong> Landwirtschaft größere Flächen frei, die zuvor für den Futteranbau für Zugtiere<br />
verwendet wurden. Bauern, die sich brachliegenden Flächen und s<strong>in</strong>kenden E<strong>in</strong>kommen gegenübersahen, erhofften<br />
sich von <strong>der</strong> Sojabohne e<strong>in</strong>e Antwort auf ihre Probleme. Die Sojabohne wurde so auch "Goldene Bohne",<br />
"C<strong>in</strong><strong>der</strong>ella" und "Wun<strong>der</strong>frucht" genannt. Sie wurde auch aufgrund ihrer stickstoffb<strong>in</strong>denden Eigenschaften <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Verbesserung <strong>der</strong> Bodenfruchtbarkeit gelobt. Die Sojabohne konnte zudem mit denselben Mähdreschern geerntet<br />
werden wie Weizen. Die Marktpreise waren deutlich höher als für Mais. Die ASA startete Kampagnen, um die<br />
Bohne unter Landwirten im Mittleren Westen zu größerer Bekanntheit zu verhelfen. Zudem wurden auf Soja<br />
spezialisierte Forschungse<strong>in</strong>richtungen und -programme etabliert. Die Zuchtstationen importierten Tausende von<br />
Sorten aus Ch<strong>in</strong>a. Schließlich wurde das Am<strong>in</strong>osäureprofil identifiziert, und Sojamehl begann, Fleisch-, Fisch- und<br />
Baumwollmehl als Viehfutter zu verdrängen. [6]<br />
Zweiter Weltkrieg<br />
Der zweite Weltkrieg verhalf <strong>der</strong> Sojabohne zu weiteren starken Bedeutungszuwächsen <strong>in</strong> den USA. Der Krieg<br />
stimulierte die Wirtschaft und erhöhte die Güternachfrage, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e nach Lebensmitteln. Nach dem Angriff auf<br />
Pearl Harbor war das Land zudem von Kokos- und Palmölimporten abgeschnitten und musste diese<br />
Angebotse<strong>in</strong>brüche wettmachen. Die Regierung führte Garantiepreise für Sojabohnen und Subventionen für die<br />
Verarbeitungs<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>. Die Preise verdoppelten sich so während des Kriegs. Auch die Schwe<strong>in</strong>e- und<br />
Geflügelfleischproduktion nahmen um 40-50% zu und verschaffte dem zuvor eher als Nebenprodukt <strong>der</strong><br />
Ölgew<strong>in</strong>nung angesehenen Sojamehl e<strong>in</strong>en massiven Bedeutungsgew<strong>in</strong>n als Futtermittel. Auf Druck <strong>der</strong> ASA<br />
verpflichteten sich Margar<strong>in</strong>ehersteller 1947, nur noch amerikanische <strong>Rohstoffe</strong> zu verwenden. [6]