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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...

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Viskose 225<br />

nachfolgend versponnen werden zu können. Aus Viskose lassen sich grundsätzlich verschiedene Produkte des<br />

alltäglichen Lebens, wie Stapelfasern, Filamentfasern, Verpackungsfolien und Kunstdärme mit und ohne<br />

Faservliesverstärkung herstellen.<br />

Für die Viskosefasern im klassischen Herstellungsprozess wird e<strong>in</strong> Schwefelsäuresp<strong>in</strong>nbad e<strong>in</strong>gesetzt, welches<br />

zusätzlich noch fast bis zur Sättigungsgrenze Natriumsulfat und e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Menge Z<strong>in</strong>ksulfat zur Verzögerung <strong>der</strong><br />

Zellulose-Ausfällungsreaktion enthält. Die Viskosesp<strong>in</strong>nmasse wird mittels Zahnradpumpen durch die Sp<strong>in</strong>ndüsen<br />

gepresst. Der typische Lochdurchmesser e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zellochs <strong>der</strong> Sp<strong>in</strong>ndüsen beträgt etwa 50 µm. Das<br />

Natrium-Zellulosexanthogenat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Viskosesp<strong>in</strong>nmasse zerfällt im sauren Milieu des Sp<strong>in</strong>nbades wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die<br />

Ausgangsmaterialien Zellulose und Schwefelkohlenstoff (CS 2 ). Die Natronlauge <strong>der</strong> Viskosesp<strong>in</strong>nmasse bildet mit<br />

<strong>der</strong> Schwefelsäure des Sp<strong>in</strong>nbads Natriumsulfat. Gleichzeitig entsteht Wasser und aufgrund von Nebenreaktionen<br />

e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Menge an übelriechendem, giftigem Schwefelwasserstoff, <strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aufwendigen Gaswäsche entfernt<br />

werden muss. Alternativ kann das Biotrickl<strong>in</strong>g-Filter-Verfahren (Lenz<strong>in</strong>g AG) angewendet werden, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache<br />

und betriebssichere biologische Re<strong>in</strong>igungstechnik.<br />

Das Wasser und das Natriumsulfat werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rückgew<strong>in</strong>nung für die Wie<strong>der</strong>aufbereitung des Sp<strong>in</strong>nbades aus<br />

dem verbrauchten Bad entfernt. Natriumsulfat ist somit e<strong>in</strong> Koppelprodukt im klassischen Viskoseverfahren und<br />

wird größtenteils an die Waschmittel<strong>in</strong>dustrie verkauft. Der im Sp<strong>in</strong>nprozess freigesetzte Schwefelkohlenstoff wird<br />

zum e<strong>in</strong>en aus den Sp<strong>in</strong>nanlagen abgesaugt und entwe<strong>der</strong> durch Absorption an Aktivkohle direkt rückgewonnen<br />

o<strong>der</strong> zum Zwecke <strong>der</strong> Herstellung von Schwefelsäure verbrannt. Zum an<strong>der</strong>en wird das CS 2 aufgrund se<strong>in</strong>es<br />

ger<strong>in</strong>gen Siedepunktes von 46 °C durch Austreibung aus den frisch gesponnenen Fasern mittels Dampf und<br />

nachfolgen<strong>der</strong> Kondensation <strong>der</strong> Brüden direkt wie<strong>der</strong>gewonnen und <strong>in</strong> den Prozess zurückgeführt. Diese<br />

CS 2 -Austreibung erfolgt üblicherweise, nachdem das frische Sp<strong>in</strong>nkabel zuvor noch zur Festigkeitserhöhung<br />

verstreckt und auf die gewünschte Faserlänge geschnitten wurde. Da <strong>der</strong> Schwefelkohlenstoff e<strong>in</strong> vergleichsweise<br />

teures Rohmaterial darstellt, wird dessen vollständige Rückgew<strong>in</strong>nung angestrebt.<br />

Für e<strong>in</strong> baumwolleähnliches Aussehen werden die Viskosefasern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Nachbehandlungsprozess gewaschen und<br />

gebleicht. Chlor-freie Bleiche und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von chlorfrei hergestelltem Zellstoff ist <strong>in</strong> Europa bereits die Regel.<br />

Um den Viskosefasern für die Weiterverarbeitung günstige Gleiteigenschaften zu geben, werden vor <strong>der</strong>en<br />

Trocknung noch Avivagen – seifenähnliche Substanzen – im Promillebereich auf die Oberfläche <strong>der</strong> Fasern<br />

aufgebracht.<br />

Die Viskosefasern (Stapelfaser) kommen <strong>in</strong> Ballen mit e<strong>in</strong>em Gewicht von etwa 250 bis 350 Kilogramm und e<strong>in</strong>er<br />

Reprise (handelsübliche Restfeuchte) von etwa elf Prozent auf den Markt. Viskosefäden werden mit<br />

Spulengewichten von etwa 1,5 bis 6,0 Kilogramm aufgewickelt. Hierbei werden üblicherweise Titer zwischen 40<br />

und 660 dtex gesponnen.<br />

Hersteller<br />

1911 erwarb die bergische Besatz<strong>in</strong>dustrie, die vorher die Kupferseideproduktion von Max Fremery und Johann<br />

Urban übernommen hatte, das Viskosepatent und brachte es zur Produktionsreife. Seit 1908/09 produzierte Hugo<br />

Küttner <strong>in</strong> Pirna Kunstseide, zuerst nach dem Chardonnet-Verfahren, und ab 1910 nach dem Viskosepatent.<br />

Der größte Produzent weltweit ist die Grasim Industries Ltd. (Indien). Europäische Unternehmen s<strong>in</strong>d Lenz<strong>in</strong>g AG<br />

und Glanzstoff Austria GmbH <strong>in</strong> Österreich sowie Kelheim Fibres GmbH <strong>in</strong> Deutschland. Kelheim Fibres ist <strong>der</strong><br />

größte Viskosespezialfaserhersteller <strong>der</strong> Welt, gleichzeitig ist Lenz<strong>in</strong>g <strong>der</strong> weltgrößte Hersteller von zellulosischen<br />

Fasern <strong>in</strong>sgesamt, betrachtet man Viskosefasern, Modalfasern und Tencel-/Lyocellfasern zusammengenommen. Die<br />

größten Produktionsstraßen werden von South Pacific Viscose <strong>in</strong> Purwakarta (Indonesien) mit e<strong>in</strong>er Tagesleistung<br />

von rund 150 Tonnen und <strong>in</strong> Lenz<strong>in</strong>g mit fast 170 Tonnen betrieben. Der größte europäische Produzent von textilen<br />

Viskosefilamentgarnen ist die Enka GmbH <strong>in</strong> Wuppertal.<br />

Der weltweit größte Hersteller von hochfesten Viskose-Fasern, welche hauptsächlich als Reifencord <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Reifen<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>gesetzt werden, ist die Cordenka GmbH mit Sitz im Industrie Center Obernburg/Deutschland.

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