Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...
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Tenside 176<br />
Struktur<br />
Alle Tenside s<strong>in</strong>d aus e<strong>in</strong>em unpolaren und e<strong>in</strong>em polaren Teil (funktionelle Gruppen) aufgebaut (siehe Polarität).<br />
Als unpolarer Teil dient meist e<strong>in</strong>e Alkylgruppe. Der polare Teil kann verschieden aufgebaut se<strong>in</strong> und ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Tabelle zusammengefasst:<br />
Tenside hydrophile Gruppe(n)<br />
nichtionische Tenside –OH (mehrfache Alkohole), –O– (Ether) o<strong>der</strong> die Komb<strong>in</strong>ation -O-CH 2 -CH 2 -OH (z.B.<br />
anionische Tenside<br />
kationische Tenside<br />
amphotere Tenside<br />
(zwitterionische<br />
Tenside)<br />
Ethoxylate)<br />
–COO − − −<br />
(Carboxylate), –SO (Sulfonate) o<strong>der</strong> –OSO3 (Sulfate)<br />
3<br />
R 4 N + (quartäre Ammonium-Gruppe)<br />
meist –COO − (Carboxylate) und R 4 N + (quartäre Ammonium-Gruppe)<br />
Häufig wird versucht, zwischen natürlichen und synthetischen Tensiden zu unterscheiden. Diese Unterscheidung ist<br />
nicht e<strong>in</strong>fach und nicht immer s<strong>in</strong>nvoll. Natürlich vorkommende Tenside s<strong>in</strong>d beispielsweise Sapon<strong>in</strong>e o<strong>der</strong><br />
Phospholipide wie Lecith<strong>in</strong>. Tenside natürlichen Ursprungs s<strong>in</strong>d zum Beispiel Seifen, die aus natürlichen <strong>Rohstoffe</strong>n<br />
(nachwachsenden <strong>Rohstoffe</strong>n, zum Beispiel aus pflanzlichen o<strong>der</strong> tierischen Fetten) durch Verseifung hergestellt<br />
werden. Ebenfalls aus nachwachsenden <strong>Rohstoffe</strong>n gelangt man zu Zuckertensiden. Die Herstellung erfor<strong>der</strong>t jedoch<br />
e<strong>in</strong>e tiefgreifende chemische Reaktion. Synthetische Tenside werden aus synthetischen Erdöl-<strong>Rohstoffe</strong>n wie Benzol,<br />
Olef<strong>in</strong>en und Ethylenoxid zu Fettalkoholpolyglycolether, Fettalkoholen und Alkylaromaten umgewandelt. E<strong>in</strong>e<br />
wichtige Eigenschaft e<strong>in</strong>es Tensides ist se<strong>in</strong>e biologische Abbaubarkeit. Durch das Wasch- und<br />
Re<strong>in</strong>igungsmittelgesetz (WRMG) wird von jedem Tensidhersteller gefor<strong>der</strong>t, dass das Tensid zu m<strong>in</strong>destens 90 %<br />
(häufig 95 %) biologisch abgebaut werden kann. Häufig werden dazu Tests zur Bestimmung des Biologischen<br />
(BSB) und des Chemischen Sauerstoffbedarfs (CSB) durchgeführt. Von e<strong>in</strong>igen Tensiden (z. B.<br />
Alkylbenzolsulfonat) ist die Art des biologischen Abbaus sehr genau bekannt. [1] Als e<strong>in</strong> Verdacht auf Fischtoxizität<br />
bei Alkylphenolpolyglykolethern bekannt wurde, nahmen die Hersteller das Produkt sofort vom Markt.<br />
Historie<br />
Über seifenähnliche Verb<strong>in</strong>dungen wurde bereits um 2500 v. Chr. <strong>in</strong> sumerischen Keilschriften berichtet. Durch<br />
Verkochen von Olivenöl mit Holzasche (Pottasche) konnten seifenähnliche Verb<strong>in</strong>dungen gewonnen werden. Auch<br />
bei Ägyptern, Römern, Germanen, Galliern waren tensidartige Produkte aus Fetten bekannt. [1]<br />
Auch im Mittelalter und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Renaissance wurden seifenartige Produkte aus Holzasche und Fetten gewonnen. Erst<br />
durch die synthetische Sodaherstellung aus Kochsalz, Schwefelsäure und Kalk nach dem Verfahren von Nicolas<br />
Leblanc konnte Seife preisgünstig hergestellt werden.<br />
Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t wurden Re<strong>in</strong>igungsmittel auch verstärkt zur Re<strong>in</strong>igung von Textilien <strong>in</strong> Waschmasch<strong>in</strong>en<br />
benötigt. Normann K. Adam entwickelte e<strong>in</strong> gut zugängliches Tensid, das Tetrapropylenbenzolsulfonat (TPS).<br />
Dieses Tensid deckte zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> sechziger Jahre des vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>ts 65 % des Tensidbedarfes <strong>der</strong><br />
westlichen Welt. Aufgrund <strong>der</strong> schlechten biologischen Abbaubarkeit entstanden jedoch Schaumberge <strong>in</strong><br />
Flussläufen. Ab 1964 wurden dann biologisch gut abbaubare, l<strong>in</strong>eare Alkylbenzolsulfonate (LAS) entwickelt.<br />
Seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 1980er Jahre konzentriert sich die Forschung auch auf die Suche von nachwachsenden<br />
Tensidrohstoffen. Seit 1990 werden von <strong>der</strong> Firma Henkel Alkylpolyglycoside hergestellt. Diese enthalten e<strong>in</strong>en<br />
Zuckerrest als hydrophilen Molekülteil und werden daher den Zuckertensiden zugeordnet. Da <strong>der</strong> Zuckerrest ke<strong>in</strong>e<br />
Ladung besitzt, zählen sie zu den nichtionischen Tensiden.