Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...
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Waschmittel 232<br />
zuerst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Buchdruckerei Anwendung fand. E<strong>in</strong> Fabrikant aus Schottland kaufte das Verfahren und wandte es<br />
unter Nutzung des dort billigeren Riz<strong>in</strong>usöls an. Dabei entstand e<strong>in</strong> Sulfo-Riz<strong>in</strong>oleat, das sehr gute benetzende<br />
Wirkung hatte und beson<strong>der</strong>es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Baumwollfärberei genutzt wurde. Auch wenn diese Chemikalie nicht für die<br />
Re<strong>in</strong>igung e<strong>in</strong>gesetzt wurde, war damit die Nutzung <strong>der</strong> Sulfogruppe anstelle <strong>der</strong> wasserhärteempf<strong>in</strong>dlichen<br />
Carboxygruppe erkannt.<br />
Entwicklung mo<strong>der</strong>ner Waschmittel ab den 1950ern<br />
Der Name Tenside für grenzflächenaktive Substanzen wurde 1964 von dem Chemiker Götte vorgeschlagen, <strong>der</strong> bei<br />
<strong>der</strong> Firma Henkel arbeitete.<br />
In den 1950er-Jahren wurde die klassische Seife immer mehr durch das Tetrapropylenbenzolsulfonat (TPS) ersetzt,<br />
das auf petrochemischer Basis hergestellt wurde. Dies führte zur Schaumbildung und zur Sauerstoffarmut <strong>in</strong> den<br />
Gewässern, da TPS nur ungenügend abbaubar war. Verstärkt wurde dieser Effekt durch die Verbreitung von<br />
Waschmasch<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den Haushalten und dadurch, dass es unüblich wurde, die Wäsche an Großwäschereien zu<br />
geben. E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Überdosierung war die Folge. Bald trat aber die biologische Abbaubarkeit als e<strong>in</strong> neues<br />
Kriterium <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund:<br />
Am 5. September 1961 wurde das Detergentiengesetz („Gesetz über Detergentien <strong>in</strong> Wasch- und Re<strong>in</strong>igungsmitteln“,<br />
siehe Bundesgesetzblatt Nr. 71 von 1961) verabschiedet; <strong>in</strong> Kraft trat es Ende 1964. Dazu gehört die am 1.<br />
Dezember 1962 die Detergentienverordnung. Ab 1. Oktober 1964 sollten Wasch- und Re<strong>in</strong>igungsmittel nur Tenside<br />
enthalten dürfen, die zu m<strong>in</strong>destens 80 % biologisch abbaubar seien. Anstelle des schwer abbaubaren, verzweigten<br />
TPS wurden immer mehr l<strong>in</strong>eare Alkylbenzolsulfonate (z.B. Natriumdodecylbenzolsulfonat) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Um Tenside <strong>in</strong> ihrer Wirkung zu unterstützen, wurde zur Wasserenthärtung hauptsächlich Pentanatriumtriphosphat<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. In den letzten Jahren haben anorganische Ionenaustauscher, wie zum Beispiel Zeolith A, die e<strong>in</strong>e<br />
Überdüngung <strong>der</strong> Gewässer durch Phosphate verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Bedeutung erlangt. Es kamen weitere Substanzen h<strong>in</strong>zu,<br />
die die Waschwirkung verbesserten.<br />
Mit <strong>der</strong> Erstfassung des Wasch- und Re<strong>in</strong>igungsmittelgesetzes (WRMG) aus dem Jahr 1987, <strong>der</strong><br />
EU-Detergenzienverordnung aus 2005 und <strong>der</strong> Neufassung des WRMG von 2007 wurden die Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />
biologische Abbaubarkeit von Tensiden weiter erhöht. Der Anteil an petrochemisch hergestellten Tensiden nahm ab<br />
und <strong>der</strong> Anteil an oleochemisch hergestellten Tensiden aus nachwachsenden <strong>Rohstoffe</strong>n <strong>in</strong>zwischen auf 50 % zu. [1]<br />
[2]<br />
Zeittafel (20. Jahrhun<strong>der</strong>t):<br />
1907 wurde <strong>in</strong> Deutschland das erste mo<strong>der</strong>ne Waschmittel mit Namen Persil (Henkel) produziert, e<strong>in</strong>ige Quellen,<br />
vor allem im Internet, nennen fälschlich das Jahr 1909. Der Name setzte sich aus NatriumPERborat und SILikat<br />
zusammen. Natriumperborat bleichte Flecken und Silikat transportierte abgelösten Schmutz.<br />
1932 erfand He<strong>in</strong>rich Gottlob Bertsch (1897–1981) <strong>in</strong> Chemnitz das erste vollsynthetische Fe<strong>in</strong>waschmittel. Unter<br />
dem Namen Fewa ist es vielen ehemaligen DDR-Bürgern noch <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung. In Westdeutschland warb FEWA<br />
Anfang <strong>der</strong> 1950er Jahre mit dem Slogan: „Jetzt wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Friedensqualität“.<br />
1960 wurden die biologisch leicht abbaubaren Tenside e<strong>in</strong>geführt, um die starke Schaumbildung <strong>in</strong> Flüssen und an<br />
Wehren zu verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />
1968 begann die Verwendung von Enzymen <strong>in</strong> Waschmitteln. Diese sorgen für den schnelleren Abbau von Eiweiß,<br />
Fett und Stärke.<br />
1986 entlasteten neue phosphatfreie Waschmittel die überdüngten Gewässer.<br />
1992 begann die E<strong>in</strong>führung von Color-Waschmitteln für bunte Wäsche. Diese enthalten ke<strong>in</strong>e Bleiche und<br />
verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n die Farbübertragung zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Wäschestücken.<br />
1994 kamen neue Superkonzentrat-Waschmittel auf den Markt, von denen man nur die Hälfte <strong>der</strong> üblichen<br />
Dosierung benötigt. Auf diese Weise werden die Gewässer vor übermäßigen Mengen an Füllsalzen geschützt.