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Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...

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Weiße Biotechnologie 261<br />

Geschichte<br />

Der Begriff Weiße Biotechnologie ist relativ jung, aber e<strong>in</strong>ige Methoden, die dieser Biotechnologie zugeordnet<br />

werden, werden seit Jahrtausenden von <strong>der</strong> Menschheit genutzt. Dies geschah lange vor <strong>der</strong> Entdeckung <strong>der</strong><br />

Mikroorganismen o<strong>der</strong> gar dem Verständnis <strong>der</strong> zugrunde liegenden Prozesse. In zahlreichen Kulturen wurde z. B.<br />

• die Vergärung zuckerhaltiger Nahrungsmittel zu Alkohol (Ethanolgärung)mit Hilfe von Hefen,<br />

• die Milchsäuregärung unter Verwendung von Lactobacillus-Stämme o<strong>der</strong><br />

• die Essigsäureherstellung mit Hilfe von Acetobacter-Spezies<br />

angewendet.<br />

Louis Pasteur (1822-1895) entdeckte 1856 <strong>in</strong> verunre<strong>in</strong>igten We<strong>in</strong>fässern Mikroorganismen, die er nach ihrer Form<br />

mit dem griechischen Wort für Stäbchen Bacterion benannte. Die entdeckten Milchsäurebakterien (Lactobazillen)<br />

produzierten aus Zucker durch Gärung Milchsäure, während <strong>in</strong> den We<strong>in</strong>fässern Hefepilze den Zucker zu Alkohol<br />

vergären sollten. Pasteur legte mit diesen Entdeckungen die Grundlage für das Verständnis von Fermentation bzw.<br />

Gärung und begründete die mo<strong>der</strong>ne Mikrobiologie.<br />

2008 arbeiteten von den 501 Biotech-Unternehmen <strong>in</strong> Deutschland 45 (rund 9 %) hauptsächlich auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />

Industriellen Biotechnologie. Viele Unternehmen <strong>der</strong> chemischen Industrie setzen Methoden <strong>der</strong> Weißen<br />

Biotechnologie e<strong>in</strong>, wurden bei dieser Umfrage aber nicht erfaßt, so dass die Bedeutung deutlich größer se<strong>in</strong><br />

dürfte. [1]<br />

Methode<br />

In <strong>der</strong> Weißen Biotechnologie werden, wie <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Biotechnologien auch, verschiedene Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Biokonversion (Biokatalyse) e<strong>in</strong>gesetzt, wie z. B. die Gew<strong>in</strong>nung von bestimmten Stoffwechselabfällen o<strong>der</strong><br />

-produkten (Katabolismus bzw. Anabolismus).<br />

Die Auswahl e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> <strong>der</strong> biotechnologischen Anwendung e<strong>in</strong>gesetzen Organismus kann z. B. erfolgen, weil er<br />

bereits die Fähigkeit zur entsprechenden Biokonversion besitzt. Durch Zucht, Mutation und Selektion mit<br />

konventionellen, nicht gentechnischen Methoden kann die Ausbeute gesteigert werden. In biotechnologischen<br />

Anwendung e<strong>in</strong>gesetzte Enzyme für die Biokonversion, wurden, bevor gentechnische Methoden verfügbar waren,<br />

meist aus bestimmten Organismen o<strong>der</strong> Organen gewonnen, wie z. B. Lab aus Kälbermägen.<br />

Durch die Entwicklung gentechnischer Methoden stehen <strong>der</strong> Weißen Biotechnologie (auch als Weiße Gentechnik<br />

bezeichnet) deutlich erweiterte Möglichkeiten zur Verfügung. So können bereits e<strong>in</strong>gesetzte Organismen, z. B. durch<br />

gerichtete Evolution o<strong>der</strong> metabolic eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g, so optimiert werden, dass sie höhere Ausbeuten liefern. [3] E<strong>in</strong>e<br />

weitere Option ist, bisher nicht mögliche Biokonversionen für den <strong>in</strong>dustriellen E<strong>in</strong>satz verfügbar zu machen. E<strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis war z. B., dass viele Organismen sich für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weißen Biotechnologie nicht eigneten, z. B.<br />

weil sie nicht o<strong>der</strong> zu schlecht <strong>in</strong> Fermentern (Bioreaktoren) kultiviert werden konnten. Mit gentechnischen<br />

Methoden kann es möglich se<strong>in</strong>, das o<strong>der</strong> die benötigten Gene <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gut kultivierbare Arten zu übertragen. Das<br />

letztlich <strong>in</strong>teressierende Produkt kann z. B. die chemische Verb<strong>in</strong>dung se<strong>in</strong>, die von dem Enzym gebildet wird, das<br />

durch dieses Gen codiert wird. Aber auch das Enzym (Prote<strong>in</strong>) selbst kann das gewünschte Produkt se<strong>in</strong> (Molecular<br />

farm<strong>in</strong>g). E<strong>in</strong> bekanntes Beispiel ist die Herstellung des Peptidhormons Insul<strong>in</strong> mit Bakterien, die die Gew<strong>in</strong>nung<br />

aus Schwe<strong>in</strong>ebauchspeicheldrüsen ablöste. [4]<br />

E<strong>in</strong> neuer Ansatz ist die Analyse von Metagenomen (Metagenomik). Lange konnten nur Gene bzw. Enzyme für die<br />

Biotechnologie nutzbar gemacht werden, die aus Organismen stammten, die zum<strong>in</strong>dest unter Laborbed<strong>in</strong>gungen<br />

kultivierbar waren. Mit neueren molekularbiologischen Methoden stehen nun ganze Metagenome (die Gesamtheit<br />

<strong>der</strong> Gene aller Arten z. B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Biotop) zur Verfügung. Insbeson<strong>der</strong>e von den geschätzten zwei Milliarden Arten<br />

von Mikroorganismen, von denen bisher nur wenige kultiviert werden konnten, verspricht man sich neue und bessere<br />

Enzyme für biotechnologische Anwendungen. [5]

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