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Judikatur - Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie | TU Wien

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158<br />

§ 39 - Änderung der natürlichen Abflussverhältnisse<br />

1. Als Gr<strong>und</strong>stück iSd § 39 kommt nur ein land- oder forstwirtschaftlich genutztes Gr<strong>und</strong>stück,<br />

dagegen nicht ein Baugr<strong>und</strong>stück in Betracht.<br />

VwGH 12.12.1882, Slg 1591; 16.4.1886, Slg 3019; 26.11.1891, Slg 6268; 21.5.1897,<br />

Slg 10.745; 14.9.1898, Slg 11.945; 11.2.1899, Slg 12.495; 18.9.2002, 2002/07/0058; stRsp<br />

Siehe auch unten<br />

2. Natürlich ist der Ablauf des Wassers, den sich das Wasser auf Gr<strong>und</strong> der Bodenneigung, Bodengestaltung<br />

<strong>und</strong> Bodenbeschaffenheit selbst schafft.<br />

VwGH 29.2.1884, Slg 2040; 7.4.1892, Slg 6538, 11.11.1913, Slg 9867, 23.12.1913, Slg 9965;<br />

23.2.1993, 91/07/0149<br />

3. Ein einem Privaten gehöriger Feldweg, der den land- <strong>und</strong> forstwirtschaftlichen Interessen dienen<br />

soll, ist als Gr<strong>und</strong>stück iSd § 39 anzusehen.<br />

VwGH 24.3.1886, Slg 2988; 10.10.1886, Slg 3102, 14.7.1892, Slg 6743 (zu Böhm. WRG)<br />

4. Eine Hinderung des natürlichen Wasserabflusses erscheint immer dann gegeben, wenn für den<br />

Abfluss des Wassers nicht weiter das natürliche Gefälle, sondern künstliche Vorrichtungen<br />

entscheidend werden, die von Nachteilen begleitet sind, die beim natürlichen Wasserabfluss nicht<br />

eintreten würden.<br />

VwGH 14.7.1892, Slg 6743 (zu Böhm. WRG)<br />

5. Die Verpflichtung des Gr<strong>und</strong>eigentümers, den natürlichen Abfluss der über dasselbe fließenden<br />

Gewässer zum Nachteil des unteren Gr<strong>und</strong>stückes nicht willkürlich zu ändern, ist eine dingliche, kraft<br />

des Gesetzes mit dem Besitz des Gr<strong>und</strong>stückes verb<strong>und</strong>ene Pflicht, sodass ein Wechsel in der<br />

Person des Besitzers dieses Gr<strong>und</strong>stückes für die gegenseitige Rechtslage der Anrainer vollständig<br />

gleichgültig ist. Eine über die Regelung der Wasserablaufverhältnisse gegenüber dem Vorbesitzer<br />

ergangene wr Entscheidung bindet daher auch den Rechtsnachfolger.<br />

VwGH 7.4.1897, Slg 10.596 (zu Böhm. WRG)<br />

6. Wer den natürlichen Abfluss der Niederschlagswässer durch eine eigenmächtige Anlage hemmt, ist<br />

zur Beseitigung der Neuerung verpflichtet.<br />

VwGH 25.11.1899, Slg 13.423 (zu Böhm. WRG); stRsp<br />

7. Dient eine Furchenziehung ausschließlich dazu, den natürlichen Wasserablauf in einer solchen Art<br />

zu bewerkstelligen, wie sie bei der Ackerwirtschaft üblich <strong>und</strong> notwendig ist, so kann sie nicht als<br />

künstliche Wasserableitungsanlage qualifiziert werden.<br />

VwGH 29.5.1901, Slg 364 (zu Böhm. WRG); 24.9.1903, Slg 1976<br />

8. Die Abwendung von Nachteilen, die durch Niederschlagswässer wegen Änderung der Niveauverhältnisse<br />

einer Straße entstehen, fällt nicht in die Kompetenz der WRbeh, sondern in jene der<br />

Wegbehörden.<br />

VwGH 1.4.1902, Slg 960 (zu Böhm. WRG); stRsp<br />

9. Die Abwendung von Nachteilen, die infolge von Bauführungen <strong>und</strong> Herstellungen innerhalb<br />

verbauter Orte den Nachbarn durch die Rückwirkung <strong>und</strong> die Verteilung der Niederschlagswässer<br />

entstehen, ist Sache der Baubehörden.<br />

VwGH 1.4.1902, Slg 961 (zu Böhm. WRG); stRsp<br />

10. Unter dem Wort „Gr<strong>und</strong>stück" wird in § 39 nur ein Gr<strong>und</strong>stück landwirtschaftlichen Charakters<br />

verstanden; die Anwendung dieser Vorschrift ist schon dann ausgeschlossen, wenn nur das obere<br />

oder das untere Gr<strong>und</strong>stück den Charakter eines der Landwirtschaft gewidmeten Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Bodens<br />

nicht aufweist.<br />

VwGH 21.3.1911, Slg 8123; 19.3.1912, Slg 8812 (zu Böhm. WRG)<br />

OGH 19.12.1975, 1 Ob 210/75<br />

11. Öffentliche Verkehrsflächen sind keine Gr<strong>und</strong>stücke iSd § 39.<br />

VwGH 11.2.1913, Slg 9397<br />

12. § 39 kann auf künstliche Leitungen eines Privatgewässers (Quellabfluss) nicht angewendet<br />

werden.<br />

VwGH 11.11.1913, Slg 9867 (zu Salzburger WRG)<br />

13. Bei Vorrichtungen, welche die Ableitung von Niederschlags- <strong>und</strong> Abfallwässern von Baugr<strong>und</strong>stücken<br />

(Gebäuden <strong>und</strong> Hofräumen) zum Gegenstand haben, erscheinen die Rechtsbeziehungen der<br />

Beteiligten gr<strong>und</strong>sätzlich nicht durch das WRG, sondern durch die Bestimmungen der Bauordnung<br />

bzw des Zivilrechts geregelt.<br />

VwGH 31.5.1924, Slg 13.564<br />

14. Wird die Beseitigung einer Wasserstauung begehrt, die vom Eigentümer des unteren Gr<strong>und</strong>stückes<br />

nicht von seinem Gr<strong>und</strong>, sondern von einer anderen Stelle aus bewirkt wurde <strong>und</strong> die den<br />

natürlichen Abfluss des Regenwassers verhindert, so ist hiefür die WRbeh zuständig.<br />

<strong>Judikatur</strong> zum WRG 1870 – 2004 Seite 158 von 390

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