Judikatur - Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie | TU Wien
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§ 39 - Änderung der natürlichen Abflussverhältnisse<br />
1. Als Gr<strong>und</strong>stück iSd § 39 kommt nur ein land- oder forstwirtschaftlich genutztes Gr<strong>und</strong>stück,<br />
dagegen nicht ein Baugr<strong>und</strong>stück in Betracht.<br />
VwGH 12.12.1882, Slg 1591; 16.4.1886, Slg 3019; 26.11.1891, Slg 6268; 21.5.1897,<br />
Slg 10.745; 14.9.1898, Slg 11.945; 11.2.1899, Slg 12.495; 18.9.2002, 2002/07/0058; stRsp<br />
Siehe auch unten<br />
2. Natürlich ist der Ablauf des Wassers, den sich das Wasser auf Gr<strong>und</strong> der Bodenneigung, Bodengestaltung<br />
<strong>und</strong> Bodenbeschaffenheit selbst schafft.<br />
VwGH 29.2.1884, Slg 2040; 7.4.1892, Slg 6538, 11.11.1913, Slg 9867, 23.12.1913, Slg 9965;<br />
23.2.1993, 91/07/0149<br />
3. Ein einem Privaten gehöriger Feldweg, der den land- <strong>und</strong> forstwirtschaftlichen Interessen dienen<br />
soll, ist als Gr<strong>und</strong>stück iSd § 39 anzusehen.<br />
VwGH 24.3.1886, Slg 2988; 10.10.1886, Slg 3102, 14.7.1892, Slg 6743 (zu Böhm. WRG)<br />
4. Eine Hinderung des natürlichen Wasserabflusses erscheint immer dann gegeben, wenn für den<br />
Abfluss des Wassers nicht weiter das natürliche Gefälle, sondern künstliche Vorrichtungen<br />
entscheidend werden, die von Nachteilen begleitet sind, die beim natürlichen Wasserabfluss nicht<br />
eintreten würden.<br />
VwGH 14.7.1892, Slg 6743 (zu Böhm. WRG)<br />
5. Die Verpflichtung des Gr<strong>und</strong>eigentümers, den natürlichen Abfluss der über dasselbe fließenden<br />
Gewässer zum Nachteil des unteren Gr<strong>und</strong>stückes nicht willkürlich zu ändern, ist eine dingliche, kraft<br />
des Gesetzes mit dem Besitz des Gr<strong>und</strong>stückes verb<strong>und</strong>ene Pflicht, sodass ein Wechsel in der<br />
Person des Besitzers dieses Gr<strong>und</strong>stückes für die gegenseitige Rechtslage der Anrainer vollständig<br />
gleichgültig ist. Eine über die Regelung der Wasserablaufverhältnisse gegenüber dem Vorbesitzer<br />
ergangene wr Entscheidung bindet daher auch den Rechtsnachfolger.<br />
VwGH 7.4.1897, Slg 10.596 (zu Böhm. WRG)<br />
6. Wer den natürlichen Abfluss der Niederschlagswässer durch eine eigenmächtige Anlage hemmt, ist<br />
zur Beseitigung der Neuerung verpflichtet.<br />
VwGH 25.11.1899, Slg 13.423 (zu Böhm. WRG); stRsp<br />
7. Dient eine Furchenziehung ausschließlich dazu, den natürlichen Wasserablauf in einer solchen Art<br />
zu bewerkstelligen, wie sie bei der Ackerwirtschaft üblich <strong>und</strong> notwendig ist, so kann sie nicht als<br />
künstliche Wasserableitungsanlage qualifiziert werden.<br />
VwGH 29.5.1901, Slg 364 (zu Böhm. WRG); 24.9.1903, Slg 1976<br />
8. Die Abwendung von Nachteilen, die durch Niederschlagswässer wegen Änderung der Niveauverhältnisse<br />
einer Straße entstehen, fällt nicht in die Kompetenz der WRbeh, sondern in jene der<br />
Wegbehörden.<br />
VwGH 1.4.1902, Slg 960 (zu Böhm. WRG); stRsp<br />
9. Die Abwendung von Nachteilen, die infolge von Bauführungen <strong>und</strong> Herstellungen innerhalb<br />
verbauter Orte den Nachbarn durch die Rückwirkung <strong>und</strong> die Verteilung der Niederschlagswässer<br />
entstehen, ist Sache der Baubehörden.<br />
VwGH 1.4.1902, Slg 961 (zu Böhm. WRG); stRsp<br />
10. Unter dem Wort „Gr<strong>und</strong>stück" wird in § 39 nur ein Gr<strong>und</strong>stück landwirtschaftlichen Charakters<br />
verstanden; die Anwendung dieser Vorschrift ist schon dann ausgeschlossen, wenn nur das obere<br />
oder das untere Gr<strong>und</strong>stück den Charakter eines der Landwirtschaft gewidmeten Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Bodens<br />
nicht aufweist.<br />
VwGH 21.3.1911, Slg 8123; 19.3.1912, Slg 8812 (zu Böhm. WRG)<br />
OGH 19.12.1975, 1 Ob 210/75<br />
11. Öffentliche Verkehrsflächen sind keine Gr<strong>und</strong>stücke iSd § 39.<br />
VwGH 11.2.1913, Slg 9397<br />
12. § 39 kann auf künstliche Leitungen eines Privatgewässers (Quellabfluss) nicht angewendet<br />
werden.<br />
VwGH 11.11.1913, Slg 9867 (zu Salzburger WRG)<br />
13. Bei Vorrichtungen, welche die Ableitung von Niederschlags- <strong>und</strong> Abfallwässern von Baugr<strong>und</strong>stücken<br />
(Gebäuden <strong>und</strong> Hofräumen) zum Gegenstand haben, erscheinen die Rechtsbeziehungen der<br />
Beteiligten gr<strong>und</strong>sätzlich nicht durch das WRG, sondern durch die Bestimmungen der Bauordnung<br />
bzw des Zivilrechts geregelt.<br />
VwGH 31.5.1924, Slg 13.564<br />
14. Wird die Beseitigung einer Wasserstauung begehrt, die vom Eigentümer des unteren Gr<strong>und</strong>stückes<br />
nicht von seinem Gr<strong>und</strong>, sondern von einer anderen Stelle aus bewirkt wurde <strong>und</strong> die den<br />
natürlichen Abfluss des Regenwassers verhindert, so ist hiefür die WRbeh zuständig.<br />
<strong>Judikatur</strong> zum WRG 1870 – 2004 Seite 158 von 390