Judikatur - Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie | TU Wien

249
VwGH 23.9.2004, 2002/07/0149; Hinweis auf die in Walter-Thienel, Verwaltungsverfahren I²,
zu § 53 AVG E 4, E 35 und 38 zit Rsp, sowie auf VwGH 28.6.2004, 2003/10/0277, mwN
§ 105 - Öffentliche Interessen
(siehe auch Oberleitner F, Das „öffentliche Interesse“ im Wasserrecht, RdU [2005] 01)
Abs 1 - allgemein
1. Die Gemeinden sind nicht berechtigt, die Verletzung öffentlicher Interessen geltend zu machen.
VwGH 13.6.1901, Slg 397; 31.10.1905, Slg 3878; 5.7.1919, Slg 12.515
2. Die mit einem Rechtsmittel angerufene Oberbehörde ist nicht nur berechtigt, die noch nicht rechtskräftig
erteilte Bewilligung ihrem ganzen Umfang und Inhalt nach zu überprüfen, sondern auch in
amtswegiger Würdigung der nach dem Gesetz von den WRbeh zu wahrenden öffentlichen Rücksichten
die nach ihrem fachkundigen Ermessen geboten erscheinenden Modalitäten oder
Bedingungen des Konsenses festzusetzen.
VwGH 8.2.1908, Slg 5719 (zu NÖ. WRG); stRsp
Siehe § 66 Abs 4 AVG sowie unten VwGH 10.6.1999, 95/07/0196 = RdU 5/2000
3. Die Behörde ist berechtigt, im Falle der wenn auch nachträglich erfolgenden Konsentierung einer
der wr Bewilligung bedürfenden Anlage die zur Wahrung öffentlicher Interessen als notwendig
erkannten Vorkehrungen nach freiem Ermessen zu treffen.
VwGH 12.1.1911, Slg 7892
4. Die Wahrnehmung öffentlicher Interessen iSd § 105 und ihre Berücksichtigung im wr Bewilligungsverfahren
obliegt allein der Behörde von Amts wegen. Ein subjektiv-öffentlicher Rechtsanspruch, dass
die Behörde diesen Interessen Rechnung trage, ist niemand eröffnet.
VwGH 25.1.1916, Slg 11.225; 12.4.1927, Slg 14.755; 8.6.1933, Slg 471; 15.1.1959, 306/57;
15.10.1964, 473/64; 24.2.1966, 1229/65; 24.2.1966, 1772/65 (Schifffahrt); 9.2.1967, 1212/66,
1579/66; 7.2.1969, Slg 7506; 25.1.1979, 2829/78; 10.5.1979, 474/79; 26.3.1980, 1571,
1576/77; 13.4.1982, 82/07/0064; 5.7.1983, 83/07/0176; 13.9.1983, 83/07/0078; 18.9.1984,
84/07/0171, 0172; 19.3.1985, 84/07/0328; 26.3.1985, 84/07/0349; 14.5.1985, 84/07/0286;
27.5.1986, 84/07/0031; 15.7.1986, 86/07/0047; 11.11.1986, 86/07/0210; 17.2.1987,
86/07/0111; 19.1.1988, 83/07/0204; 4.10.1988, 87/07/0141, 0151; 31.1.1989, 87/07/0051;
20.9.1990, 90/07/0113; 26.2.1991, 90/07/0111; 25.6.1991, 88/07/0001; 19.11.1991,
89/07/0082; 28.1.1992, 91/07/0012; 10.2.1992, AW 91/07/0052; 30.6.1992, 89/07/0160;
26.6.1996, 93/07/0084; 2.7.1998, 97/07/0226; 17.5.2001, 2001/07/0034; 25.4.2002,
98/07/0103; 27.7.2003, 98/07/0099 (Hinweis auf die bei Walter/Thienel, Verwaltungsverfahren
I², E 180 zu § 8 AVG, zit Rsp, sowie auf VwGH 12.12.2002, 2002/07/0109,
15.11.2001, 2001/07/0126, und 23.11.2000, 97/07/0037, mwN); 27.5.2003, 2002/07/0110;
3.7.2003, 2002/07/0122; 25.3.2004, 2003/07/0014; 25.3.2004, 2003/07/0131; stRsp
Siehe aber – differenzierend – unten VwGH 22.3.2001, 2000/07/0284
5. Die WRbeh sind weder berechtigt noch verpflichtet, die Zulässigkeit einer Wasseranlage auch vom
Standpunkt der baurechtlichen Vorschriften zu prüfen.
VwGH 12.9.1916, Slg 11.504 (zu Böhm. WRG)
6. Unter dem Sinn des Gesetzes ist nur der Sinn der jeweils anzuwendenden Rechtsnorm, also die
aus dem betreffenden Gesetz hervorleuchtende Absicht des Gesetzgebers, nicht aber etwa der Geist
der gesamten Rechtsordnung zu verstehen.
VwGH 27.6.1950, Slg 1573
7. Gesetze sind grundsätzlich im Sinne der Verfassung auszulegen.
VfGH 17.3.1952, Slg 2264
Vgl nun auch Pflicht zu gemeinschaftsrechtskonformer Auslegung
8. Bei der Auslegung des unbestimmten Begriffes „öffentliche Interessen“ können darunter nur solche
verstanden werden, deren Wahrung den zur Handhabung dieses Gesetzes berufenen Behörden nach
Maßgabe dieses Gesetzes obliegt.
VwGH 9.4.1957, 2281/56
9. § 105 gibt der WRbeh das Recht, die Erteilung der wr Bewilligung an Bedingungen zu knüpfen,
deren Zweck die Abwendung oder Minderung anderer als der im Gesetz ausdrücklich angeführten
Gefahren dient, sofern die Verfolgung dieser Zwecke im öffentlichen Interesse gelegen ist.
VwGH 10.7.1958, Slg 4731
Konsequenz der bloß demonstrativen Aufzählung in § 105; siehe auch unten VwGH
22.2.1994, 93/07/0131
10. Ein Großprojekt bringt derart weitgehende Veränderungen mit sich, dass ihr Ausmaß allein es
rechtfertigt, die Folgen eines solchen Vorhabens ohne Rücksicht darauf, wie sie sich als Schädigung
der im einzelnen betroffenen Grundeigentümer darstellt, unter dem Gesichtspunkt des öffentlichen
Judikatur zum WRG 1870 – 2004 Seite 249 von 390