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focus mul - UKSH Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

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Beteiligte<br />

Einrichtungen: Medizinische Klinik I, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Institut für Klinische<br />

und Experimentelle Pharmakologie und Toxikologie, Institut für<br />

Radiologie, Institut für Neuroradiologie, Institut für Physiologie,<br />

Institut für Mathematik<br />

Langfristige Forschungsziele<br />

Die Regulation der Gehirnglukose ist von essentieller Bedeutung für höhere<br />

Organismen. Der Mangel an Gehirnglukose erzeugt kognitive Dysfunktionen; sehr<br />

niedrige Glukosekonzentration induzieren Konvulsionen, Bewusstseinsverlust und<br />

Tod. Es gibt ein konventionelles Paradigma zur Glukoseregulation. In Harrison’s<br />

„Principals of internal medicine“ 14. Auflage ist zu lesen, „The maintenance of<br />

plasma glucose concentrations within narrow bounds is essential for health.” Hier<br />

for<strong>mul</strong>ieren wir ein innovatives Paradigma, in welchem wir den Begriff „Plasma<br />

Glukose“ durch den Begriff „Gehirn Glukose“ ersetzten. Dieses zugrunde liegende<br />

Paradigma wird in unserer Review-Arbeit „The Selfish Brain: Competition for<br />

Energy Resources“ vorgestellt (Neuroscience Biobehavioral Reviews, 2004). Das<br />

neue Konzept verbindet alle Teilprojekte. Das Ziel der Arbeitsgruppe „Selfish<br />

Brain: Gehirnglukose und Metabolisches Syndrom“ ist es, diesen Paradigmenwechsel<br />

vorzubereiten und zu etablieren.<br />

Es gibt vier Grundsätze der Theorie: 1. Das Gehirn setzt die höchste Priorität auf<br />

die Anpassung der eigenen ATP-Konzentration. Hoch- und niedrig affine ATPsensitive<br />

Kalium-Kanäle regulieren die Allokation von Glukose zum Gehirn. 2. Die<br />

ATP-Regulation des Gehirns ist ein lernfähiger Regelprozess. Die Glukose-Selbst-<br />

Allokation des Gehirns ist unter kurzfristiger und langfristiger Feedback- Kontrolle<br />

durch Cortisol und seiner hoch und niedrig affinen Rezeptoren. 3. Das Gehirn<br />

nutzt die Plastizität des limbischen Systems um die Selbst-Allokation langfristig zu<br />

stabilisieren. Nach der Erfahrung von Stress kann das Gehirn mittels einer erneut<br />

erlangten Konsolidierung und Stabilisierung des Selbst-Allokations-Prozesses<br />

seine Energienachfrage-Strategie neu bewerten. 4. Änderungen der Glukose-Allokation<br />

kann durch eine Änderung der Nahrungsaufnahme oder durch die Nutzung<br />

alternativer Substrate wie Ketonen oder Laktat kompensiert werden. Alternative<br />

Strategien des Gehirns um seine eigenen Energieansprüche abzusichern können<br />

zu Erkrankungen wie Adipositas oder Typ-2-Diabetes führen.<br />

Im Gegensatz zu traditionellen Modellen verändert das von uns vorgeschlagene<br />

Paradigma grundsätzlich die Hierarchie der regulierten Größen und stellt den<br />

Energiebedarf des Gehirns an die oberste Position. Die Größe der Fettmasse oder<br />

Muskelmasse wird damit zu einem Regulationsziel zweiter Ordnung. Gemäß diesem<br />

Konzept handelt es sich bei Adipositas und Typ-2-Diabetes um Erkrankungen<br />

des Gehirns mit Defekten der neuroendokrinen Funktionen. Anstrengungen zur<br />

Prävention oder Behandlung der Adipositas können nur dann erfolgreich sein,<br />

wenn diese spezifischen Aspekte berücksichtigt werden.<br />

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