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Sammlung aller Glossen des Altsächsischen, 1987

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<strong>Glossen</strong> Karlsruhe, Badische Lan<strong>des</strong>bibliothek Sankt Peter perg. 87 •<br />

GlP=Sankt Peterer <strong>Glossen</strong><br />

Überlieferung: Karlsruhe, Badische Lan<strong>des</strong>bibliothek Sankt Peter perg.<br />

87.<br />

Die Handschrift, welche auf dem Deckel die Aufschrift exposiciones<br />

terminorum biblie trägt, umfaßt 106 Blätter. Sie besteht aus drei wohl<br />

schon früh vereinigten Teilen. Der erste Teil umfaßt die Blätter 1.2<br />

und 101 bis 106, stammt wohl aus dem beginnenden 11. Jahrhundert<br />

(um die Jahrtausendwende?) und enthält lateinische Erklärungen zur<br />

Bibel. Der zweite Teil besteht aus den Blättern 3 bis 57, welche ein<br />

lateinisches Vokabular aus dem 14. Jahrhundert wiedergeben (vgl.<br />

dazu Usener, H., Rhein. Museum f. Philologie N.F. 24, 388). Die<br />

Blätter 58 bis 61 sind leer. Die Blätter 62 bis 100 beinhalten <strong>Glossen</strong>.<br />

Sie stehen unter der Überschrift Glosae divinorum librorum, betreffen<br />

aber nicht nur die Bibel, sondern auch Abdiae Acta apostolorum, Vita<br />

Martini, Gregorii Cura pastoralis. Lex Ribvaria , Prudentius, Sedulius<br />

u.a.m. (s. unten unter Ausgaben). Sie wurden wohl zu Anfang <strong>des</strong> 11.<br />

Jahrhunderts geschrieben. In das Kloster Sankt Peter im Schwarzwald<br />

kam die Handschrift nach einem Eintrag auf Blatt 3a durch Kauf<br />

seitens <strong>des</strong> Abtes Philipp Jakob Steyrer (1749-95) im Jahre 1781. Ihre<br />

ältere Geschichte ist unbekannt (aus einem fränkischen Kloster?, aus<br />

dem Leipziger Büchermarkt?). Seit 1807 ist sie in Karlsruhe.<br />

Inhalt: Die <strong>Glossen</strong> <strong>des</strong> dritten Teiles umfassen nach einer Zählung<br />

Blieseners insgesamt 758 volkssprachige Wörter. Sie stehen teilweise im<br />

Text, teilweise darüber zwischen den Zeilen, teilweise am Rand. Sie<br />

scheinen sämtlich von derselben Hand wie der lateinische Inhalt der<br />

Handschrift herzurühren. Diese ist eine Abschrift, die nicht selten<br />

grobe Mißverständnisse und Fehler aufweist, welche sowohl die<br />

lateinischen wie die volkssprachigen Teile betreffen.<br />

Die Glossatur befindet eich teilweise auch in den Handschriften Sankt<br />

Gallen Stiftsbibliothek 292 aus dem 11. Jahrhundert, Rom, Biblioteca<br />

Vaticana Pal.lat. 288 (aus Frankenthal, erster Teil aus dem 12.<br />

Jahrhundert) und Amiens, Bibliothèque Municipale Ms. 110 (aus<br />

Selincourt, 12./13. Jahrhundert, Sprachstand der <strong>Glossen</strong> 10. Jahrhundert?).<br />

Dabei sind insgesamt 375 <strong>Glossen</strong> sowohl in der Sankt Peterer<br />

als auch in der Sankt Gallener Handschrift enthalten, 242 nur in der<br />

Sankt Peterer, 173 nur in der Sankt Gallener. Noch näher steht die<br />

Vatikanische Handschrift der Sankt Peterer, mit welcher sie 60 (64)<br />

Bibelglossen gemeinsam hat.<br />

Die lateinischen Bibelglossen der vier Handschriften beruhen im<br />

wesentlichen auf einer verbreiteten lateinischen Bibelglossatur (Bibelglossatur<br />

C). Die deutschen Bibelglossen der vier Handschriften und<br />

der übrigen nur den beiden ersten Handschriften gemeinsamen Glossare<br />

dürften sich von einer südrheinfränkischen, oberrheinischen Grundlage<br />

herleiten. Ein Abkömmling dieser Vorstufe diente in Nordfrankreich als<br />

Vorlage der Handschrift Amiens, Bibliothèque Municipale Ms. 110, ein<br />

anderer ist nach Sachsen (nicht: Werden) gelangt und hat dort zur<br />

altsächsischen, anscheinend nur besonders gelesene Texte betreffenden<br />

Redaktion der Sankt Peterer Handschrift geführt, von deren 758<br />

volkssprachigen Wörtern etwa 419 althochdeutsch und 339 altsächsisch<br />

sind. Möglicherweise bestand daneben eine vielleicht von der Sankt<br />

Peterer Handschrift abhängige zweite altsächsische Bearbeitung, welche<br />

unmittelbar oder über eine Zwischenstufe die Vatikanische Handschrift<br />

(in Frankenthal) geringfügig beeinflußte.<br />

Hinsichtlich der Bibelglossen sind der Sankt Peterer Handschrift<br />

113 <strong>Glossen</strong> mit der Sankt Gallener Handschrift gemeinsam, hinsichtlich<br />

der Prudentiusglossen 129 sowie hinsichtlich der übrigen <strong>Glossen</strong><br />

133. Demgegenüber überliefert nur die Sankt Peterer Handschrift<br />

161 Bibelglossen, 58 Prudentiusglossen und 23 sonstige <strong>Glossen</strong>. Auf<br />

118

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