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Sammlung aller Glossen des Altsächsischen, 1987

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<strong>Glossen</strong> Trier, Bibliothek <strong>des</strong> Priesterseminars Hs 61<br />

Trierer Glossar<br />

Überlieferung: Trier, Bibliothek <strong>des</strong> Priesterseminars Hs 61 (früher<br />

R.1II. 13).<br />

Die Handschrift, welche bis 1896 die Signatur R.III. 13 (bzw. 0 6 und<br />

die Nummer 187) trug, umfaßt in 17 Lagen 137 von Steinmeyer gezählte<br />

Blätter im Quartformat (26,5 x 18,8 cm). Sie enthält auf den Blättern<br />

la bis 38b das Carmen paschale <strong>des</strong> Sedulius und auf den Blättern<br />

39a bis 100b das Werk De situ orbis terrarum et seculis mirabilibus<br />

<strong>des</strong> Julius Solinus. Dem folgen auf den Blättern 100b bis 115b einige<br />

kürzere Texte, darunter von einer Hand verschiedene alphabetische<br />

und nichtalphabetische lateinische Glossare (102b-114a). Die Blätter<br />

116a bis 121b enthalten Marbods Liber lapidum, die Blätter 122a bis<br />

137b einen Teil der Aurora <strong>des</strong> Petrus von Riga.<br />

Die Handschrift kommt nach Vermerken auf den Blättern la, lb und<br />

122b aus dem Kloster Sankt Eucherius-Matthias in Trier, bei <strong>des</strong>sen<br />

Aufhebung sie wohl an die Seminarbibliothek gelangte. Sie stammt zum<br />

größten Teil aus dem 11./12. Jahrhundert. Die Blätter 116 bis 121<br />

gehören ins 13., die Blätter 122 bis 137 ins 14. Jahrhundert. Die<br />

Handschrift weist zahlreiche von Steinmeyer 1876 entdeckte <strong>Glossen</strong><br />

auf.<br />

Inhalt: Die Handschrift enthält (außer 5 volkssprachigen Seduliusglossen<br />

(Nr. 848) und 1 volkssprachigen Solinusglosse (Nr. 354 )) 5<br />

volkssprachige Wörter in Genesisglossen (Steinmeyer-Sievers Nr. 11), 2<br />

in Hieronymusglossen (Nr. 693), 9 in Prudentiusglossen (Nr. 812), 2 in<br />

Körperteilglossen (Nr. 958), 32 in Vogelnamenglossen (Nr. 996), 17 in<br />

Kräuternamenglossen (Nr. Io24), etwa 960 in einem alphabetischen<br />

Glossar (Nr. 1185), 37 in einem nichtalphabetischen Glossar zu<br />

unbekannten Texten (Nr. 1233) und 3 in Fulgentiusglossen (Nr. 636d).<br />

Das aus Interlinearglossen wie Kontextglossen zusammengesetzte Glossar<br />

zerfällt in die Abschnitte 1,1-XVI 1,14 ((grob) alphabetisch geordnete<br />

<strong>Glossen</strong>), XVII,15-XVII, 34 A<strong>des</strong>potaglossen und XVIII,35-XXIV (nichtalphabetische<br />

<strong>Glossen</strong>, welche einheitlichen Texten angehören). Es<br />

umfaßt etwas mehr als 2450 lateinische Lemmata und etwa 1100<br />

volkssprachige Wörter. Zusammenhängende <strong>Glossen</strong>schichten sind bisher<br />

nicht nachgewiesen.<br />

Die <strong>Glossen</strong> zu den Vogelnamen und den Kräuternamen sind mit den<br />

<strong>Glossen</strong> der Handschriften Paris, Bibliothèque Nationale lat. 9344,<br />

Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz lat. 8° 73 und<br />

Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek Cod. Guelf. 10.3. Augusteus 4°<br />

verwandt. Das alphabetische Vokabular zeigt in seinen lateinischen<br />

und volkssprachigen <strong>Glossen</strong> Beziehungen zu den Handschriften Berlin,<br />

Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz lat. 8° 73, Bonn, Universitätsbibliothek<br />

S 218, Cheltenham 7087=Berlin, Staatsbibliothek Preußischer<br />

Kulturbesitz Ms.lat.fol. 735, Leiden Bibliotheek <strong>des</strong> Rijksuniversiteit<br />

Voss.lat.q. 69, Leiden, Bibliotheek der Rijksuniversiteit 67 F<br />

und Paris, Bibliothèque Nationale lat. 2685.<br />

Der Dialekt der <strong>Glossen</strong> ist nicht ganz einheitlich. Der überwiegende<br />

Teil zeigt altmittelfränkischen (ripuarischen?) Lautstand. Eingesprengt<br />

sind auch einige altenglische und altsächsische Wörter. Insbesondere<br />

könnte auch ein beträchtlicher Teil der <strong>Glossen</strong> <strong>des</strong> alphabetischen<br />

Glossares aus einer oder mehreren altsächsischen Vorlagen geschöpft<br />

sein. Eine klare Scheidung ist bisher aber nicht gelungen. Auch eine<br />

zeitliche Schichtung hat sich als schwierig erwiesen. Die ältesten<br />

Wörter könnten einer dem 9. Jahrhundert entstammenden Vorlage<br />

angehören, die jüngsten könnten am Ende <strong>des</strong> 10. oder Anfang <strong>des</strong> 11.<br />

Jahrhunderts gebildet worden sein. Sie sind wohl älter als die<br />

Handschrift, welche Abschrift ist.<br />

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