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Nick Hornby How to be good

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wolltest ja nicht hören.«<br />

Und ich denke dann jedesmal, das Vergehen, nicht<br />

zuzuhören, darf nicht au<strong>to</strong>matisch mit Untreue <strong>be</strong>straft<br />

werden. In meinem Fall gibt es allerdings stichhaltige<br />

Gründe, finde ich. Ganz <strong>be</strong>stimmt. Wie viele von Jerry<br />

Springers Gästen sind zum Beispiel Ärztinnen? Wie viele<br />

von diesen Transvestiten und zwanghaften Frauenschwängerern<br />

ha<strong>be</strong>n je Gutes zu tun versucht?) (Vielleicht alle.<br />

Vielleicht bin ich ein ungerechter, ü<strong>be</strong>rheblicher Mittelschichtsnob.<br />

Oh Gott.)<br />

Nummer drei: meine Eltern. Ich rufe sie nie an. Ich<br />

<strong>be</strong>suche sie nie. (Oder vielmehr: ich tue es schon, a<strong>be</strong>r nie<br />

ohne böse Gedanken, Aufschie<strong>be</strong>rei usw.) (Allerdings<br />

glau<strong>be</strong> ich, dass meine Eltern schlimmer sind als die aller<br />

anderen. Niemals <strong>be</strong>schweren sie sich, niemals bitten sie<br />

um etwas, sie leiden einfach stumm, auf eine Art, die in<br />

Wirklichkeit schrecklich aggressiv ist, mal <strong>be</strong>i Licht<br />

<strong>be</strong>trachtet. Oder, noch provozierender, sie tun so, als<br />

hätten sie Verständnis. »Ach, mach dir deswegen keine<br />

Gedanken. Du hast so viel um die Ohren, die Ar<strong>be</strong>it und<br />

die Kinder. Meld dich einfach mal, wenn du Zeit hast…«<br />

Und ähnlich unverzeihlich Manipulatives.) Hier ergibt<br />

sich jedoch ein Paradoxon, ein Paradoxon, das mich ein<br />

wenig tröstet: diese Schuldgefühle schaden der seelischen<br />

Gesundheit, ja, das stimmt. A<strong>be</strong>r die, die dies<strong>be</strong>züglich<br />

keine Schuldgefühle ha<strong>be</strong>n müssen, sind meiner Erfahrung<br />

nach die seelisch Krankesten von uns allen, denn die<br />

einzige Möglichkeit, ein schuldgefühlfreies Verhältnis zu<br />

den Eltern zu ha<strong>be</strong>n, ist, ständig mit ihnen zu telefonieren<br />

und sie dauernd zu <strong>be</strong>suchen, vielleicht sogar mit ihnen<br />

zusammenzule<strong>be</strong>n. Und das kann ja wohl kaum gesund<br />

sein, oder? Wenn das also die Wahlmöglichkeiten sind –<br />

Schuldgefühle ohne Ende oder eine Art freudscher<br />

Abnormität mit fünf Anrufen pro Tag – dann ha<strong>be</strong> ich eine<br />

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