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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 122 —<br />

Auch die Männer waren nicht viel lauter. Vielleicht<br />

des Abstandes halber gingen alle sehr dunkel gekleidet,<br />

die Vornehmeren schwarz, die weniger Vornehmen,<br />

vorzugsweise die eigentlichen Brüder, welche gemeinschaftlich<br />

das Brüderhaus bewohnten, in lebkuchfarbenen<br />

Tuchröcken. War bei den Frauen Alles schattenloses<br />

Licht, so hielt es schwer, bei den Männern eine<br />

Spur <strong>von</strong> Licht zu entdecken, was denn zusammen eine<br />

sehr schlechte Farbenmischung gab. Künstleraugen<br />

mußten sich geradezu <strong>von</strong> diesem grellen Mangel aller<br />

geschmackvollen Farbenmischung beleidigt fühlen.<br />

Wimmer trat zu den Männern, reichte Jedem mit<br />

langem Drucke die Hand und grüßte Alle mit brüderlichem<br />

Kusse. Fürchtegott versuchte anfangs, sich durch<br />

häufiges Verbeugen, das nicht immer gut gelang, bemerklich<br />

zu machen; da man sich aber gar nicht um<br />

ihn kümmerte, ihn nicht einmal zu sehen schien, und<br />

Wimmer es nicht für nöthig erachtete, ihn irgend einem<br />

seiner Bekannten vorzustellen, so gab er seine<br />

nutzlosen Complimente bald auf, zog sich etwas zurück<br />

und lehnte sich an einen der Pfeilerwände. <strong>Die</strong>ser<br />

Platz war unstreitig für den jungen Mann der unterhaltendste,<br />

da er der Thür schräg gegenüber lag und<br />

alle Eintretende eine Musterung seiner scharfen Augen<br />

aushalten mußten.<br />

Obwohl die Zahl der Ankommenden sich beträchtlich<br />

vermehrte, dauerte es doch geraume Zeit, ehe die<br />

losen Glieder der Gesellschaft sich zu einem geselligen<br />

Zirkel vereinigen wollten. Endlich trat ein hochbejahrter<br />

Mann ein, dessen bedeutende Gestalt <strong>von</strong> der<br />

Last der Jahre gebeugt war. Silberweißes Haar, nach<br />

Brüdersitte gescheitelt, fiel in reichen schimmernden

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