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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 203 —<br />

Leisetritt lachte und zog die Mütze. Wenn’s sein<br />

kann, Herr <strong>Ammer</strong>, sagte er, so bin ich immer dafür<br />

gewesen, lieber Geld in den Sack zu stecken, als die<br />

letzten paar Dreier herauszuschütteln, ’s ist just eine<br />

grausam liebliche Gottesgabe, so recht viel Silber in<br />

den Taschen mit herum zu schleppen, oder auch um<br />

Feierabendzeit die schönsten Stücke auf einem blank<br />

gescheuerten Tische zu zählen. Man kann ordentlich<br />

gute Gedanken dabei kriegen.<br />

Nimm mir ein Briefel mit in die Stadt, wenn du<br />

morgen ’neinkommst. Du brauchst’s nur in’ Kasten zu<br />

schmeißen. Wenn’s gelingt, schenk ich dir einen neuen<br />

Pelz und zum Sommer einen kohlschwarzen Dreikantigen.<br />

Mit den neumodischen Hüten machst du dir doch<br />

nicht gern’ was zu schaffen.<br />

Bei Leibe! versetzte der Glassammler. ’s ist eine Mode<br />

für’s Advocatenvolk. <strong>Die</strong> brauchen Alles rund, damit<br />

sie’s drehen und wenden können, wie’s ihnen paßt.<br />

Mag sie nicht leiden, Herr <strong>Ammer</strong>, die Advocaten, aber<br />

klug sind sie, o behüte, behüte, gar grausam klug! –<br />

’s wär’ anders gekommen mit unserm Herrn Christus,<br />

hätt’s dazumal schon Advocaten gegeben.<br />

Immer hast du verbotene Einfälle, sagte <strong>Ammer</strong>.<br />

Danke deinem Schöpfer, daß du nicht schreiben gelernt<br />

hast! <strong>Die</strong> hochweise Obrigkeit legte dich mit<br />

sammt deiner Feder in Ketten.<br />

Wie die große Bibel auf der Rathsbibliothek, gelt?<br />

– Aber ich sehe, die Frau Liebste ist fertig mit ihrer<br />

Auswahl; ich möchte derohalben um das Briefel bitten.<br />

<strong>Ammer</strong> nahm den wohlverwahrten Brief, den er in<br />

der Nacht geschrieben hatte, aus dem Schiebkasten,

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