06.01.2013 Aufrufe

Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— 416 —<br />

begann, und jetzt die wohlbeleibte Madame Erichson<br />

hereinrauschte, dem Jünglinge freundlich zulächelte<br />

und sogleich mit geläufiger Zunge in breitestem Hamburger<br />

Plattdeutsch nach hunderterlei Dingen fragte.<br />

Fürchtegott sperrte Mund und Nase auf, strengte<br />

vergebens sein Gehör an, um den Sinn des ihm völlig<br />

fremden Idioms zu errathen, ward vor Angst bald<br />

roth, bald blaß, und sah sich zuletzt genöthigt, durch<br />

verlegenes Stottern zu antworten.<br />

Damit war jedoch Madame Erichson durchaus nicht<br />

zufrieden. <strong>Die</strong> redselige Dame wollte um jeden Preis<br />

<strong>von</strong> dem fremden, jungen Manne, den Wimmer brieflich<br />

so warm empfohlen hatte, unterhalten sein. Sie begehrte<br />

Auskunft über seine <strong>Familie</strong>nverhältnisse, wollte<br />

wissen, ob er schon verlobt sei, wie viele Geschwister<br />

er habe, ob es der Mutter schwer geworden, sich<br />

<strong>von</strong> ihm zu trennen, und dergleichen mehr. Je rascher<br />

und dringender aber Frau Erichson fragte, in desto<br />

tieferes Schweigen hüllte sich der verschüchterte Jüngling.<br />

Selbst sein Appetit verlor sich vor lauter Bangigkeit,<br />

so daß er die treffliche Tasse Thee und das<br />

schmackhafte Fleisch, das ihm die freundliche Frau gar<br />

reichlich vorgelegt hatte, kaum anzurühren vermochte.<br />

Ihr Gatte bemerkte lächelnd, daß der junge Mann<br />

des Plattdeutschen nicht mächtig sei, wenn sie Hochdeutsch<br />

sprechen wolle, werde die Unterhaltung gewiß<br />

sehr bald in Fluß kommen.<br />

Jetzt war es an Madame Erichson verlegen zu werden,<br />

denn dieser ächten Tochter der Marsch war es nie<br />

in den Sinn gekommen, sich der hochdeutschen Sprache<br />

zu bedienen. Lesen konnte sie es zur Noth wohl,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!