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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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Erdmuthe wandte ihr, <strong>von</strong> dem vielen Sprechen und<br />

der Freude, die sie durchrieselte, sein geröthetes Gesicht<br />

ihm zu, indem sie naiv entgegenfragte:<br />

Weltenburg? Wahrhaftig, das weiß ich nicht, denn<br />

ich kenne den Ort gar nicht. Ist er schön gelegen und<br />

merkwürdig?<br />

Na, das muß ich sagen, fiel <strong>Ammer</strong> heiter ein, wüßte<br />

ich nicht schon, daß ihr Beiden bis über die Ohren<br />

in Liebe und Seligkeit schwimmt, so würde mich<br />

diese Unkenntniß meiner kleinen, lieben Schwiegertochter<br />

darüber aufklären. Andere junge Herren, wenn<br />

sie um ein Mädchen freien, kollern ihm zuvor allerhand<br />

blinkernde Kostbarkeiten unter die Augen, damit<br />

sie da<strong>von</strong> geblendet werden, oder sprechen <strong>von</strong> ihren<br />

Schlössern, die weit oben hinter der spanischen See<br />

mitten hinein in die blaue Luft gebaut sind, daß es nur<br />

so seine Art hat; und mein großmächtiger Herr Sohn<br />

vergißt über seinen Liebesgedanken ganz und gar, daß<br />

er halbpart Herr auf unserm Schlosse Weltenburg ist?<br />

Mein Fürchtegott Herr eines Schlosses? sagte Erdmuthe<br />

und die Rosen auf ihren Wangen verwelkten<br />

ziemlich rasch.<br />

Ja, ja, meine liebe, fromme Schwester, fuhr <strong>Ammer</strong><br />

fort; es hat meinem Schöpfer gefallen, mich wunderbar<br />

zu segnen mit weltlichen Gutem und ich danke ihm<br />

dafür in Demuth und Bescheidenheit. Weil ich aber<br />

als ein alter Mann, der sich an Neues, selbst wenn<br />

es besser ist, als das Alte, nur schwer gewöhnt, nicht<br />

gern aus meinen vier Pfählen herauswollte, so lange<br />

ich noch rührig Handthieren kann, hab’ ich das Schloß<br />

den Söhnen überlassen. Für die jungen Herren, welche<br />

die Welt mehr sahen als ich schlichter Weber, paßt

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