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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 9 —<br />

Das weiß Gott und der heilige Nepomuk! fiel Fürchtegott<br />

ein. Und Sie mögen’s glauben, Herr Wimmer, ist<br />

die Webe fertig, so müssen wir arme Teufel über Hals<br />

über Kopf fort, mag’s nun Keulen schneien oder Ziegenböcke<br />

regnen.<br />

Ja, ja, sagte lächelnd der Herrnhuter, ich kenne meinen<br />

liebwerthen Freund. ’s ist, so zu sagen, ein grausam<br />

pünktlicher Mann. – <strong>Die</strong> Zeitungen lest ihr wohl<br />

nicht regelmäßig, liebe Brüder?<br />

Meinen Sie’s Wochenblatt? fragte Christlieb. Das<br />

können Sie Sonnabends Nachmittags zwischen zwei<br />

und drei allemal bei uns finden.<br />

Und die wirklichen politischen Zeitungen? forschte<br />

Wimmer, beide Brüder immer mit halb gutmüthigem,<br />

halb hämischem Lächeln <strong>von</strong> der Seite anschielend.<br />

Ist denn ein Wochenblatt keine wirkliche Zeitung?<br />

versetzte Christlieb ärgerlich. Es lesen’s doch alle<br />

Rathsherren, auch ist’s privilegirt, wie nur ’was Rechtes<br />

in Deutschland privilegirt sein kann.<br />

Nein, lieber Bruder, ein Wochenblatt ist keine richtige<br />

Zeitung, sondern bloß eine schlecht nachgemachte,<br />

erwiderte Wimmer. Aber ich hätte mir’s denken können<br />

– hätte mir’s denken können, fügte er hinzu, abermals<br />

den Kopf schüttelnd, den Hut vom linken auf’s rechte<br />

Ohr schiebend und die Stulpenstiefeln mit seiner Reitpeitsche<br />

klopfend. Es ist recht schade, daß ihr keine<br />

ordentliche Zeitung lest.<br />

Fürchtegott ward ungeduldig. Ihn ärgerte das Heimlichthun<br />

des Herrnhuters und doch wollte er gern wissen,<br />

weßhalb der erfahrene Handelsmann ihre Unkenntniß<br />

der Zeitungen bedauerte.

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