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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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ihre Untergebenen, und unter diesen wieder die Abhängigsten<br />

mehr als Andere fühlen ließen.<br />

So kam es, daß bald das Gerücht sich verbreitete und<br />

immer mehr Kraft gewann, die reichen Gebrüder <strong>Ammer</strong><br />

seien harte, herzlose Menschen, denen es bisweilen<br />

Vergnügen gewähre, Bedürftige zu quälen und sie<br />

ihre unbegrenzte Macht fühlen zu lassen. <strong>Die</strong> Brüder<br />

selbst ahnten nichts da<strong>von</strong>, sie hatten auch nicht die<br />

Absicht, Andere ungerecht zu behandeln, denn welch<br />

scharfe und leicht verwundende Spitzen und Hacken in<br />

ihrem Charakter sich angesetzt hatten, das vermochten<br />

sie schon darum nicht zu beurtheilen, weil ihnen alle<br />

Selbstprüfung fremd war und sie, im Gefühl gethanen<br />

Unrechtes, sich alle mögliche Mühe gaben, jeden Gedanken,<br />

jede Erinnerung daran gänzlich in sich zu ertödten.<br />

Um in allen rein geschäftlichen Dingen völlig unabhängig<br />

zu sein, vielleicht auch um trübere Stimmungen<br />

den Näherstehenden leichter verheimlichen zu können,<br />

erbauten sie jenes kleine, aber comfortable eingerichtete<br />

Haus mit den grünen Jalousieen, das entfernt<br />

vom Schlosse mitten zwischen den rastloser Arbeit gewidmeten<br />

Etablissements lag. Dahin verlegten die Gebrüder<br />

<strong>Ammer</strong> ihr Comptoir.<br />

Fast wider Erwarten gelang die Ausgleichung der<br />

Wiener Fatalität so geräuschlos, daß nicht einmal der<br />

ewig spionirende Wimmer die geringste Kunde da<strong>von</strong><br />

erhielt.<br />

Mit diesem Gelingen begnügten sich aber die Brüder<br />

nicht. Sie waren freilich reich, dennoch schmerzte sie<br />

der gehabte Verlust, und gerade, weil die Schuld ihnen

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