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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 237 —<br />

gewesen, mit Albrecht zusammen zu treffen. Ihr Vater<br />

hatte freilich nach jener verhängnißvollen Nacht,<br />

die eine so unerwartete Begegnung mit seiner Tochter<br />

herbeiführte, wiederholt den Nachbar besucht, allein,<br />

was beide Männer miteinander besprochen, welchen<br />

Entschluß sie gefaßt haben mochten, konnte Niemand<br />

errathen. Indeß traf <strong>Ammer</strong> ganz im Stillen, wie es seine<br />

Art war, die geeignetsten Vorkehrungen, um die unerfahrene<br />

Tochter vor Schaden zu bewahren.<br />

So lebte denn Flora in einer peinigenden Ungewißheit.<br />

Und doch sehnte sie sich so sehr nach einem Zwiegespräch<br />

mit Albrecht, mehr vielleicht noch nach einem<br />

bestimmenden Worte beiderseitiger Eltern. Der<br />

Zufall und die Sitte des Landes mußten in dieser Noth<br />

Aushilfe gewähren, und da gab es offenbar keine günstigere<br />

Gelegenheit, als der Spaziergang durch Flur<br />

und Wald, über Berg und Thal am fröhlichen Gründonnerstage.<br />

Nun aber lief man schon weit über eine Stunde<br />

in Feld und Busch herum, die Sonne breitete schon<br />

goldfarbige Schleier über den Hochwald, der Thau fiel<br />

kältend im Thal und noch immer ließ der heiß Ersehnte<br />

sich nicht blicken. Flora ward bange, ihre muntere<br />

Laune verlor sich, sie verstummte und ließ die Freundinnen<br />

plaudern, die es an neckenden Anspielungen<br />

nicht fehlen ließen. Da endlich trat Albrecht fröhlich<br />

hinter einem dichten Busche hervor und überreichte<br />

Flora ein Sträußchen der schönsten Vergißmeinnicht,<br />

die er weit und breit an den Bachrändern zusammengesucht<br />

hatte. So erklärte sich sein spätes Erscheinen.<br />

Flora nahm die Liebesgabe erröthend an und schlug<br />

die Augen nieder.

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