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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 763 —<br />

hoch auf bis an die Decke, der Kessel strömte über, erstickender,<br />

die Lungen schwer belästigender Rauch erfüllte<br />

den Raum, und ehe der erschrockene, <strong>von</strong> dem<br />

giftigen Dunst fast betäubte alte Mann sich noch besinnen<br />

konnte, stand das ganze Gebäude bereits <strong>von</strong> der<br />

Sohle bis zum Giebel in hellen Flammen.<br />

<strong>Ammer</strong> stürzte hinaus in die Nacht. <strong>Die</strong> rothe Gluth,<br />

<strong>von</strong> der Windsbraut erfaßt, rollte fort über die nächsten<br />

Gebäude, und ehe noch irgend Jemand an Rettung<br />

oder Hilfe denken konnte, stand das ganze Gewese<br />

des reichen Webers, das Haus des Nachbars Seltner<br />

und mehrere andere in vollen Flammen.<br />

In den vom Winde strudelnd umhergetriebenen Feuerflocken<br />

versenkten die weißen Haare des alten Mannes,<br />

der, um das Wichtigste der Vernichtung zu entreißen,<br />

in sein Cabinet stürzte. Eiligst erschloß er hier<br />

mit zitternder Hand, während Schauben und Sparren<br />

schon <strong>von</strong> der gefräßigen Lohe verzehrt wurden, einen<br />

Wandschrank, entnahm demselben mehrere Papierrollen,<br />

schnallte sich möglichst schnell eine schwere Geldkatze<br />

um den Leib, knöpfte seinen Rock fest zu, sah<br />

sich nochmals um in den ihm so theuern Räumen, wo<br />

er so viel verlebt, so manche bange Stunde durchgekämpft<br />

hatte, und wollte nun sein dem Untergänge<br />

verfallenes Eigenthum für immer verlassen, da prasselte,<br />

als er eben das Wohnzimmer durchschritt, ein Theil<br />

des aus Holzwerk gezimmerten Giebels nieder in die<br />

Gasse. Der immer heftiger vom Gebirge hereinfegende<br />

Wind jagte die Flammen dem Weber gerade entgegen,<br />

so daß in wenigen Secunden die mit Oelfarbe<br />

und einem Lacküberzuge angemalte Hausthür sofort in<br />

Brand gerieth.

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