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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 782 —<br />

<strong>Ammer</strong> holte tief Athem. Meine Schwiegertochter,<br />

versetzte er seufzend, ein Gemüth voll wahrer unerschöpflicher<br />

Christenliebe, ein Herz, rein und treu wie<br />

Gold, und eine edle, jeder Aufopferung fähige Gattin.<br />

Ich wußte nicht, daß die Herren auf Weltenburg –<br />

Zu den Herrnhutern gehören, wollen Sie sagen? fiel<br />

ihm <strong>Ammer</strong> in’s Wort. Nein, das konnten Sie nicht wissen,<br />

weil bisher noch kein <strong>Ammer</strong> der Brüdergemeinde<br />

sich angeschlossen hat. Ich weiß auch nicht, ob es jemals<br />

geschehen wird; wenn aber die Brüder viele solcher<br />

Mitglieder zu den ihrigen zählen, wie diese meine<br />

Schwiegertochter, so möchte ich wohl wünschen,<br />

daß alle Menschen Herrnhuter würden. Wir kennen<br />

keine Heilige in unserer protestantischen Kirche, Herr<br />

Pater, dennoch will es mir manchmal vorkommen, als<br />

sei dies ein Mangel unseres Bekenntnisses; denn Menschen<br />

mit solchen Gesinnungen, wie die Frau da, die<br />

uns eben verlassen hat, nimmt’s mit dem heiligen Nepomuck<br />

und, wenn’s sein muß, glaub’ ich, auch mit<br />

dem heiligen Antonius auf, <strong>von</strong> denen uns doch die<br />

Legenden erzählen, daß sie rechte Kerle gewesen sind.<br />

<strong>Ammer</strong> sprach diese Worte mit Feuer, fast mit Begeisterung,<br />

und der sammelnde Bruder war zu sehr gebildeter<br />

Priester, als daß er dem lahmen, wohlwollenden<br />

Greise zu widersprechen Miene gemacht hätte.<br />

Ich freue mich aufrichtig, Sie in so guter Gesellschaft<br />

zu sehen, sagte er mit freundlicher Theilnahme.<br />

Danke, danke, erwiderte ungeduldig <strong>Ammer</strong>, und<br />

nun, mein Hochwürdiger, was können Sie mir <strong>von</strong> Veränderungen<br />

mittheilen, die hier bei uns vorgegangen<br />

sein sollen?

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