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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 755 —<br />

Kann sein, erwiderte der Gebirgsmann, ich spreche<br />

nur nicht gern da<strong>von</strong>, weil ich Niemand Unrecht thun<br />

mag. Da wir nun aber doch einmal darauf gekommen<br />

sind, kann ich’s Ihnen ja wohl sagen. Ich habe außer<br />

meiner eigenen <strong>Familie</strong> auch noch die Wittwe meines<br />

Bruders zu ernähren, und da muß ich mich wacker<br />

rühren, um durchzukommen. Und doch wollen das die<br />

<strong>Ammer</strong> auf Weltenburg niemals einsehen. So oft ich<br />

sie auch bediene, wie sie’s wünschen mögen, bei der<br />

Bezahlung wird doch jedesmal abgezogen. Jetzt wissen<br />

Sie, weßhalb ich nicht in dem prächtigen Schlosse<br />

wohnen möchte.<br />

Der barmherzige Bruder bemühte sich, den Garnhändler<br />

auf andere Gedanken zu bringen. Er führte<br />

an, daß Geschäftsleute wie die Herren <strong>von</strong> Weltenburg<br />

gewöhnlich mit weit mehr Sorgen belastet seien,<br />

als man glaube, daß Sparsamkeit bei Ordnungsliebe<br />

und Pünktlichkeit ihnen Niemand zum Vorwurf machen<br />

dürfe, da sie ja sicherlich Verbindlichkeiten der<br />

mannigfachsten Art zu erfüllen haben würden. Dann<br />

würden Männer mit so ausgebreiteten Geschäften <strong>von</strong><br />

Zahllosen bestürmt, <strong>von</strong> Manchem auch wohl in unziemlicher<br />

Weise und dies verstimme sie dann und ließe<br />

sie vielleicht hart erscheinen, ohne daß man ihnen<br />

mit Grund einen solchen Vorwurf machen könne.<br />

Der alte <strong>Ammer</strong>, schloß er seine längere Auslassung,<br />

war ein grundehrlicher, dabei in hohem Grade mildthätiger<br />

Mann. Ich weiß nicht, ob er noch leben mag; unsere<br />

Brüderschaft ehrte ihn sehr, wie er auch uns wieder<br />

gewogen war. Meine älteren Collegen besuchten<br />

ihn jährlich zweimal, und nie verließen sie sein Haus<br />

ohne reiche Geschenke <strong>von</strong> ihm zu erhalten.

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