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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 39 —<br />

Wenn es nicht Wimmer wäre, sprach die Mutter, indem<br />

ein düsterer Schatten über ihre reine Stirn zu gleiten<br />

schien.<br />

Ist Herr Wimmer nicht Vaters Freund? warf Flora<br />

ein.<br />

Eben deßhalb, meinte Frau <strong>Ammer</strong>, zu viele Verbindlichkeiten<br />

schaden der Freundschaft, und überdies hat<br />

es mit Herrn Wimmer und dem Vater eine eigene Bewandtniß.<br />

Kurz und gut, ich hab’ so wenig Freude an<br />

dem Vorschlage als der Vater.<br />

Fürchtegott hätte das für ihn so interessante Gespräch<br />

gerne noch fortgesetzt, allein das erlaubte die<br />

Hausordnung nicht. Der Kukuk auf der Schwarzwälder<br />

Uhr rief neun, der Vater hustete in seinem Cabinet,<br />

was immer ein Zeichen war, daß er Ruhe im Hause<br />

verlange, und weil Niemand gegen diese Gesetze sich<br />

aufzulehnen wagen durfte, schnurrte mit dem letzten<br />

Schlage der Uhr in <strong>Ammer</strong>’s Hause auch pünktlich das<br />

Leben ab. Mutter und Kinder wünschten einander gute<br />

Nacht und zehn Minuten später war Alles zur Ruhe<br />

gegangen. Nur der große zottige Hund Bello, am Tag<br />

meistentheils angekettet, schnobberte noch einige Zeit<br />

in der Küche herum und nahm endlich als Wächter des<br />

Hauses hinter der Hausthür seine Schlafstelle ein. –<br />

<strong>Ammer</strong> lebte buchstäblich nach dem Sprichworte<br />

»Morgenstunde hat Gold im Munde«. Mit frühester<br />

Dämmerung begann in seinem Hause die gewohnte<br />

Thätigkeit und <strong>von</strong> allen Webstühlen klapperten die<br />

des wohlhabenden Mannes in der Regel zuerst. Er<br />

sprach es häufig aus, daß Niemand eher etwas genießen<br />

sollte, als bis er durch Arbeit sich dessen auch würdig<br />

gemacht habe. Es mußten deßhalb alle in seinen

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