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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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So hatte denn die Zeitung, deren Lectüre dem alten<br />

<strong>Ammer</strong> trotz seiner Abneigung gegen alle Neuerungen<br />

doch bald zum Bedürfnisse ward, eine Annäherung<br />

zwischen ihm und dem Sohne des Nachbars<br />

herbeigeführt, die, vom Zufall begünstigt, unerwartet<br />

auch die älteren Freunde einander wieder näher bringen<br />

sollte. Veranlassung dazu ward die Feier des Kirchweihfestes,<br />

die in der Provinz, wo unsere Erzählung<br />

spielt, gewöhnlich eine sehr solenne ist.<br />

Herr <strong>Ammer</strong> pflegte zur Kirmeß nahe und entfernte<br />

Freunde einzuladen, mit denen er entweder in Geschäftsverbindung<br />

stand oder gegen die er in irgend einer<br />

Weise Verpflichtungen zu haben glaubte. <strong>Die</strong> Einladungen<br />

zur Kirmeß besorgte er stets in eigener Person<br />

acht bis zehn Tage vor dem Feste, theils um zu wissen,<br />

wen er als Gast bei sich zu sehen hoffen dürfe, theils<br />

weil er die Geladenen durch sein persönliches Erscheinen<br />

zu ehren glaubte. Da die Verbindungen des Webers<br />

mannigfacher Art waren, so pflegte bei dem solennen<br />

und höchst splendiden Kirmeßschmause <strong>Ammer</strong>’s eine<br />

Gesellschaft sich einzufinden, wie man sie anderwärts<br />

selten sah. <strong>Die</strong> reichen Handelsherren der nahen<br />

Stadt, mit denen er in Geschäftsverbindung stand,<br />

fehlten dann nie an seinem gastlichen Tische. Zu ihnen<br />

gesellte sich <strong>Ammer</strong>’s Sachwalter, eine Persönlichkeit,<br />

die der Weber eigentlich haßte, weil er der Ueberzeugung<br />

lebte, es sei mit der Ehrlichkeit des Mannes,<br />

dessen <strong>Die</strong>nste er doch bisweilen bedurfte, nicht sehr<br />

weit her. Gerade darum aber zeigte er sich gegen den<br />

gefürchteten Advocaten überaus freundlich und zuvorkommend;<br />

denn <strong>Ammer</strong> pflegte zu sagen, man müsse<br />

dem Teufel immer einen delicaten Bissen vorhalten,

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