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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 734 —<br />

Dem schwesterlichen Zureden Flora’s war es gelungen,<br />

Erdmuthe zur Ablegung ihrer herrnhutischen<br />

Tracht am Trauungstage zu bewegen. Es leuchtete der<br />

verständigen, in ihren Urtheilen milden und billigen<br />

jungen Frau ein, daß Fürchtegott ein Recht habe, eine<br />

etwas weltlichere Tracht an diesem Tage <strong>von</strong> ihr zu<br />

verlangen. Ebenso machte sie keine Einwendungen, als<br />

ihr Bräutigam sie zu der harrenden eleganten Equipage<br />

geleitete, die das Brautpaar der etwas ferneren Kirche<br />

zuführen sollte. Sämmtliche Hochzeitsgäste folgten in<br />

Wagen <strong>von</strong> gar verschiedener Form und zweifelhaftem<br />

Werthe.<br />

Von den geladenen Gästen waren alle bis auf einen<br />

einzigen pünktlich eingetroffen. Advocat Block ließ<br />

sich entschuldigen, wie er sich ausdrückte, um nicht<br />

aus seiner Ruhe zu kommen. Seit er nämlich seine Praxis<br />

aufgegeben und den unklug begonnenen Proceß<br />

verloren hatte, lebte er völlig zurückgezogen in der Nähe<br />

der Residenz, wo nur ein paar Jugend- und Studiengenossen<br />

<strong>von</strong> Zeit zu Zeit zu ihm kamen. Der starre<br />

Rechtsanwalt versprach aber später das junge Ehepaar<br />

zu besuchen, denn er sei, hieß es in dem an <strong>Ammer</strong><br />

gerichteten Schreiben über die Maßen neugierig, wie<br />

eine ehrbare Frau, die einige Jahre als Heidenbekehrerin<br />

den Herrn Pastoren in’s Handwerk gepfuscht habe,<br />

eigentlich aussehe. Uebrigens wünschte er der ganzen<br />

<strong>Familie</strong> <strong>Ammer</strong> vieles Glück und unterließ nicht, am<br />

Schlusse anzudeuten, daß er doch mitgeholfen habe,<br />

den Grundstein des Glückes zu legen und zu befestigen.<br />

Bei Tafel war die zahlreiche Tischgesellschaft sehr<br />

heiter. Walter hatte es sich angelegen sein lassen, die

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