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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 738 —<br />

wie’s unter den Grafen heutzutage auch unterschiedliche<br />

gibt, just hieher oder meinetwegen auch noch ein<br />

hundert Fuß höher, dort auf den Steinfelsen, wo ich<br />

verwichen 1 bald Hals und Beine gebrochen hätte, weil<br />

ich einer Blindschleiche nachruschelte, dorthin ließ ich<br />

mir ein Schloß bauen, so schön wie’s Weltenburger, das<br />

ja zur Hälfte auch mein Eigenthum ist. Unter vier Thürmen<br />

aber thät’ ich’s nicht, wenn ich ein richtiger Graf<br />

wäre, und mein Wappen pflanzt’ ich auf über’m Thore,<br />

daß man es eine gute Stunde weit sehen könnte.<br />

Weil ich aber bloß ein Weber bin, und es mit Gottes<br />

Hilfe auch zu bleiben gedenke, und mir jede Zaspel<br />

Garn selber auslesen muß, soll ein vernünftig Stück<br />

Leinewand daraus werden, das meinem Namen keine<br />

Schande macht: so bleibe ich dort unten sitzen in meinem<br />

Hanse, wo die Musikanten jetzt eben den ersten<br />

Tusch blasen, um die jungen Leute zum Tanze hereinzulocken,<br />

’s ist zwar nicht mehr aparte vornehm, aber<br />

’s hält doch warm, und ich habe Leute gekannt, die in<br />

einem quadersteinernen Schlosse mit Spiegelfenstern<br />

und vergoldeten Wetterstangen gar erbärmlich froren.<br />

Während dieser Rede <strong>Ammer</strong>’s war Mirus an ihn herangetreten,<br />

und als er sich jetzt mit unverkennbarem<br />

Selbstgefühl im Kreise seiner Begleiter umsah, versetzte<br />

der stets solide und dabei sparsame Kaufmann:<br />

Herr, ich muß Ihr sagen, ist mir aus der Seele gesprochen.<br />

So handeln, daß man seinem Namen keine<br />

Schande macht, daß er makellos bleibt vor uns und<br />

Andern: das ist’s, was den ächten Kauf- und Geschäftsmann<br />

ziert.<br />

1 Im vorigen Jahre.

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