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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 156 —<br />

Jahre zur Ruhe setzen, und firm an meinen Schöpfer<br />

denken, um, wenn’s an’s Abrechnen geht, drüben<br />

nicht ganz ein Fremdling zu sein. Nun kann ich bleiben,<br />

wo ich bin, kann mich quälen und andere Leute<br />

gängeln, daß sie mir’s zu Danke machen, und darüber<br />

verlier’ ich wieder all’ die guten Gedanken, die ich<br />

mir Abends in der Dämmerstunde und Nachts, wenn<br />

die Engel des Herrn verhüllten Antlitzes über die Erde<br />

wandeln, ganz still im Beikästchen meines weltlichen<br />

Herzens zurecht gelegt hatte.<br />

<strong>Ammer</strong> nahm einen andern Brief zur Hand und betrachtete<br />

ihn <strong>von</strong> allen Seiten.<br />

Von wem mag der wohl sein? sprach er. <strong>Die</strong> Hand<br />

kenne ich nicht.<br />

Ist kein Poststempel darauf? fragte Fürchtegott, der<br />

mit Hilfe seines Bruders sich daran begab, Garn zu<br />

scheren, d. h. es zum Aufrollen für eine neue Webe<br />

vorzurichten.<br />

<strong>Ammer</strong> antwortete darauf nicht, sondern riß den<br />

Brief auf und begann zu lesen. Er runzelte die Stirne<br />

und fuhr mit der linken Hand wiederholt über die Augen,<br />

als wollte er etwas Störendes, das ihn am Sehen<br />

hindere, entfernen. Dann schob er sein Käppchen <strong>von</strong><br />

einem Ohr auf’s andere, legte den Brief weg, trommelte<br />

mit den Fingern auf dem Tisch und nahm ihn später<br />

abermals auf, um eine zweite Durchsicht seines Inhaltes<br />

zu veranstalten.<br />

Das ist sicher ’was Neues und ’was recht Gutes, flüsterte<br />

Fürchtegott seinem Bruder zu. Gib Acht, wenn’s<br />

losbricht, erfahren wir etwas Großes.<br />

Christlieb schielte verstohlen nach dem Vater, der bereits<br />

sein Hausmützchen abgenommen hatte und den

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