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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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sein Messer nochmals hervorholend und es heftig auf<br />

dem Granit wetzend.<br />

Was ist denn dir nicht recht, Bruder?<br />

Mir? I nu, ich habe schon eine gute Weile das Herumkutschiren<br />

mit dem Schiebebocke satt.<br />

Geht uns ’was dabei ab?<br />

Wenn auch nicht, es will mir doch nicht gefallen,<br />

weil’s eigentlich für uns gar nicht mehr paßt.<br />

Der Vater hat’s auch gethan, sagte Christlieb, und es<br />

ist ihm dabei kein Stein aus der Krone gefallen. Willst<br />

du ’was Besseres sein?<br />

Wir brauchen’s nicht, und was Einer nicht braucht,<br />

das soll er lassen, erwiderte Fürchtegott. Sieh dich ’mal<br />

um unter den andern Webern, Bruder; wo findest du<br />

noch einen, der seine eigenen Söhne mit dem Schiebebocke<br />

fünf Meilen weit auf die Bleiche schickt?<br />

Das mag sein; der Vater ist nun einmal nicht hochmüthig.<br />

Er selbst arbeitet <strong>von</strong> früh bis in die Nacht wie<br />

der Geringste, und es freut ihn, daß ihm Gott die Arbeit<br />

segnet.<br />

Er ist der reichste Weber im Lande, sagte Fürchtegott,<br />

seine Mütze ärgerlich auf den Rasen werfend,<br />

und wir, seine Söhne, wir müssen uns auf den abscheulichen<br />

Waldwegen mit dem Schiebkarren abplacken,<br />

als wären wir die armseligsten Tagelöhner. Das weiß<br />

ich, kann ich erst einmal auf eigene Faust die Weberei<br />

treiben, so wird Nicht mehr gegangen – ich fahre.<br />

Laß das gut sein, Bruder, versetzte Christlieb. Das<br />

Geschäft versteht der Vater, und hätte er’s nicht zusammengehalten<br />

sein Lebtage, müßten wir wohl auch<br />

noch hinter’m Webstuhle sitzen und für Lohn den<br />

»Schützen« schieben.

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