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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 357 —<br />

es ihm wohlgehen und der schuldlose Kuß eines Mädchens,<br />

das für ewig damals Abschied nahm vom heitern<br />

Leben der Welt und ihren Verlockungen, ihm reichen,<br />

reichen Segen bringen! – Johannes weiß nichts<br />

<strong>von</strong> jenem Kusse. – Ob ich es ihm gestehen muß?<br />

Mich dünkt, nöthig und <strong>von</strong> der Religion geboten ist<br />

es nicht. – – Sonderbar war es doch. – Wie mochte er<br />

heißen, jener Bruder? Ob er dereinst auch in den Weinberg<br />

des Herrn berufen werden wird? – Mir wär’s ein<br />

Trost, wenn ich’s erführe, denn es würde mich stärken<br />

und mit bezwingendem Feuerhauch die Rede meines<br />

Mundes beleben.<br />

Heute habe ich das erste Seeschiff gesehen. Mir wurde<br />

ganz bang vor diesen schwimmenden Colossen, die<br />

so stolz und sicher über die Wellen fortgleiten. Schon<br />

übermorgen soll ein solches wunderlich aussehendes<br />

Haus meine Wohnung werden auf unbestimmte Zeit.<br />

Ich habe es mit Johannes besucht und mich im Innern<br />

desselben umgesehen. Eine kleine Cajüte, in der ich<br />

mich kaum bequem umdrehen kann, soll Wohn- und<br />

Schlafzimmer sein. Alles ist sauber und gut, nur so entsetzlich<br />

eng. Doch tröstet mich die Versicherung des<br />

Capitäns, eines freundlichen, aber wortkargen Mannes,<br />

daß ich stets, wenn es mir gefiel, auf dem Deck<br />

verweilen könne. – Furchtbar betäubend ist das Lärmen<br />

in und am Hafen. Es schreit und rennt Alles durcheinander,<br />

daß eine an stilles Leben gewöhnte Person,<br />

wie ich es bin, vor Erstaunen und Bangigkeit ganz verstummt.<br />

Wenn ich über die Straße gehe, fürchte ich<br />

mich zu verirren; denn die Straßen sind meistens eng,

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