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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 169 —<br />

Ah bah! sprach Block verächtlich. Ihr bleibt doch der<br />

reiche <strong>Ammer</strong> und Jeremias Seltner ist froh, wenn er<br />

die Brosamen auflesen kann, die <strong>von</strong> Eurem Tische fallen.<br />

Der Eine steigt, der Andere fällt, das ist nicht anders<br />

im Leben.<br />

Es mag häufig so sein, mein geehrter Herr Advocat,<br />

erwiderte <strong>Ammer</strong>, dennoch dank’ ich meinem Schöpfer,<br />

daß ich mittelst dieses Fußschemels nicht gern<br />

hoch steigen will. Jenen Fall, dessen Sie gedachten,<br />

ausgenommen, bin ich niemals <strong>von</strong> meinen Grundsätzen<br />

abgewichen. Daß ich es einmal that, hat mir viel<br />

Herzeleid bereitet, jedennoch glaub’ ich, der Fehler ist<br />

itzund wieder gut gemacht.<br />

Biederer Schlaukopf! sagte Block, zum zweiten Male<br />

seinen Finger drohend erhebend. Wer kennt euch<br />

Webersleute aus! Eure Seelen sind tausenddrähtig, wie<br />

die Zettel eurer Weben.<br />

<strong>Ammer</strong> war bereits wieder ganz Herr seiner Gefühle.<br />

Er stand jetzt auf, nahm sein Hausmützchen ab und<br />

deutete mit bezeichnender Handbewegung nach dem<br />

gedeckten Tische, wo ein leckeres Frühstück einladend<br />

duftete.<br />

Ist’s gefällig, Herr Advocat? sagte er. Bei einem Gläschen<br />

Wein läßt sich am Besten darüber einig werden,<br />

ob die Seele eines Webers oder eines Gelehrten die<br />

meisten Fäden hat, wenn schon man vielleicht nicht<br />

recht klug daraus wird, wo die besseren und wo die<br />

schlechteren sich finden mögen.<br />

Block folgte unverweilt der Einladung <strong>Ammer</strong>s,<br />

denn obgleich sein ganzes Wesen nicht einen Gourmand<br />

in ihm vermuthen ließ, war er doch auch kein<br />

Verächter einer guten Küche, besonders aber liebte er

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