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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 788 —<br />

Niemand sich beschweren kann. Ich drücke Keinen,<br />

sollte sich dennoch irgend Jemand gedrückt fühlen, so<br />

steht es ihm ja frei, mit mir sich zu verständigen, auch<br />

hat er volle Freiheit, zu gehen, wenn es ihm bei mir<br />

nicht gefällt.<br />

Mein Sohn, versetzte <strong>Ammer</strong>, ich will dir weder Vorschriften<br />

machen, noch Rath ertheilen. Kenne ich ja<br />

doch, was die junge Welt da<strong>von</strong> hält. Weil ich aber<br />

noch der alten angehöre, mach’ ich’s, wie weiland unser<br />

Herr und lege meine Ansicht in einem Gleichniß<br />

dir an’s Herz. – Siehe mein Sohn, es lebte vor Zeiten<br />

ein Mann, den speiste Gott nicht mit Manna, das er<br />

des Nachts vom Himmel fallen ließ, sein tägliches Brod<br />

war harte Arbeit und Trübsal. Der Mann aber blieb<br />

schlicht und wacker, und es gelang ihm nach langer<br />

Zeit, sich emporzuschwingen, also daß er weltliches<br />

Gut in Fülle erwarb, und alsbald des Reichthums fast<br />

schier zu viel bei ihm ward. Da vergaß er, daß er ehedem<br />

ein gar kärgliches Leben geführt hatte, der Besitz<br />

machte ihn stolz, übermüthig und hart, und wenn ein<br />

Bedürftiger ihn ansprach um Hilfe, da wendete er sich<br />

kalt <strong>von</strong> ihm ab oder er half in einer Weise, die mehr<br />

eine Strafe als eine Wohlthat für den Bedürftigen war.<br />

Das trieb der Uebermüthige viele, viele Jahre. Da trat<br />

der Herr eines Tages zu ihm und sagte, indem er ihn<br />

berührte: Du bist lange genug im Glück gewesen, damit<br />

nun deine Seele <strong>von</strong> dem Purpurstaube nicht verschüttet<br />

werde, der da abstiegt <strong>von</strong> den kostbarm Gewändern,<br />

welche du trägst, magst du die letzten Jahre<br />

in tiefer Finsterniß zubringen. Kehre in dich in dieser<br />

Nacht der Sinne und reinige deine Seele <strong>von</strong> den<br />

Flecken, die sie jetzt beschmutzen. Da ward der Mann

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