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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 344 —<br />

ich kann’s jetzt begreifen, wie Adam so dumm sein<br />

konnte, sich eines Apfelbisses wegen aus dem Paradiese<br />

jagen zu lassen! Engel nennt man euch Weiber. Ja,<br />

schöne Engel seid ihr! Hat man mit Noth und Mühe<br />

sich selbst überwunden und zum Besten gezwungen,<br />

dann kommt ihr angeschwebt, freilich engelhaft, zart<br />

und schmeichelnd, und wispert uns mit süß verführerischer<br />

Stimme so lange ’was vor, bis wir uns berücken<br />

lassen, und trotz Gewissen und Gelöbniß gerade das<br />

thun, was wir anfangs verwerflich fanden. Mich sollst<br />

du aber doch nicht fangen in deinem Netz, kleine Hexe!<br />

Wär’ ich dein Mann, ich legte dir ein Schloß vor den<br />

Mund, dann hätt’ ich doch wenigstens nur das Kreuzfeuer<br />

deiner Augen auszuhalten, bei dem allein man<br />

auch schon den Kopf verlieren kann, was Albrecht zu<br />

bezeugen im Stande sein wird.<br />

Frau Anna kam jetzt auch noch dazu, und fragte<br />

was es gebe? Flora glaubte eine Unterstützung in der<br />

Mutter zu finden, und schlug daher nochmals die Eröffnung<br />

des eingegangenen Briefes vor. Anna jedoch,<br />

gewöhnt, immer nur dem Willen <strong>Ammer</strong>’s zu folgen,<br />

enthielt sich jeder Meinungsäußerung, und so blieb es<br />

denn bei dem Bescheide des Vaters.<br />

Morgen früh, wenn Leisetritt vorbeikommt mit seiner<br />

Fuhre, sagte <strong>Ammer</strong>, nimmt er den Brief mit zur<br />

Stadt. Gar viel Wichtiges wird nicht darin stehen. Vielleicht<br />

ist’s eine Missionsangelegenheit, denn ich konnte<br />

letzthin merken, daß Fürchtegott sich hat bereden<br />

lassen, eine Monatsbeisteuer zu diesen frommen Bestrebungen<br />

zu bewilligen. Solche Gelder, und wären’s<br />

auch nur ein paar Batzen, fordern die genauen Herrnhuter<br />

sich pünktlich ein, weil aus vielen Schwingen

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