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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 861 —<br />

Am Schloßberge ließ er halten, um den Rest des<br />

Berges zu Fuße vollends zurückzulegen. Mit schwerem<br />

Herzen stieg er die neu angelegte, jetzt schon verwildernde<br />

Straße hinan. Er blieb mehrmals stehen, theils<br />

um Athem zu holen, denn er war etwas engbrünstig,<br />

theils, um sich mehr zusammenzufassen; denn was<br />

mochte der alte starre Weber ihm, dem harmlosen Candidaten<br />

der Gottesgelahrtheit, der keinerlei Einfluß besaß,<br />

der die Welt und ihre Praktiken nur vom Hörensagen<br />

kannte, mitzutheilen haben!<br />

<strong>Die</strong>s quälte Still dergestalt, daß er selbst am Portal<br />

des Schlosses am liebsten wieder umgekehrt wäre. Indeß<br />

vertrug sich ein so feiger Rückzug doch nicht mit<br />

der ihm angeborenen Gutmüthigkeit und seinen Ansichten<br />

<strong>von</strong> Menschenliebe und Christenpflicht; auch<br />

schien man sein Kommen bereits früher bemerkt zu<br />

haben, denn Christlieb eilte mit großen Schritten über<br />

den Schloßhof, um den Candidaten zu begrüßen.<br />

<strong>Willkomm</strong>en, willkommen! rief der junge <strong>Ammer</strong>,<br />

dem zögernd heranschreitenden Candidaten beide<br />

Hände zum Gruße entgegenstreckend. Wie freut es<br />

mich, daß Sie so schnell den Wunsch des Vaters erfüllen!<br />

Wir haben recht schwere Tage durchlebt, und wer<br />

mag wissen, was uns Alles noch bevorsteht!<br />

Still erwiderte den Händedruck des jungen Mannes,<br />

ohne etwas zu entgegnen, aber sein Auge suchte in<br />

den Mienen des vor wenigen Monaten noch so reichen<br />

Mannes zu lesen.<br />

Leisetritt hatte nicht zu sehr in’s Schwarze gemalt.<br />

Aus diesen Gesichtszügen war aller jugendliche Reiz<br />

entflohen, die Augen Christlieb’s glichen düster brennenden<br />

Ampeln in einem Grabgewölbe. Er sah nicht

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