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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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starrsinnige Vater darauf Verzicht geleistet haben, gegen<br />

die ihm gewaltsam entgegendrängende Zeitströmung<br />

anzukämpfen, oder fürchtete er eine abermalige<br />

Trennung, vielleicht einen feindlichen Bruch? Darüber<br />

vermochte Niemand Aufschluß zu geben, denn <strong>Ammer</strong><br />

schwieg gegen Jedermann hartnäckig. Selbst Flora, die<br />

am leichtesten des Vaters Gedanken errieth, blieb im<br />

Unklaren. Dagegen freuten sich Alle über des Vaters<br />

Ruhe, seinen im Ganzen heitern Sinn, und bemühten<br />

sich deßhalb auch ihm möglichst zu Gefallen zu leben.<br />

Mit Herrnhut verkehrten die Brüder sehr viel, namentlich<br />

Fürchtegott. <strong>Die</strong>ser ritt wenigstens monatlich<br />

einmal <strong>von</strong> Weltenburg nach dem Brüderorte und logirte<br />

dann häufiger bei dem Grafen Alban als bei Wimmer.<br />

Letzterer war und blieb der Alte. Seine Natur schien<br />

<strong>von</strong> Eisen zu sein, denn wie oft er auch tagelange<br />

Reisen auf seinem bereits etwas stumpf werdenden<br />

Klepper machte, oft in dem abscheulichsten Wetter:<br />

nie fühlte er <strong>von</strong> solchen Strapatzen die geringste<br />

Beschwerde. Weltenburg suchte Wimmer ebenfalls einige<br />

Male im Jahre heim, weilte ein oder zwei Tage<br />

daselbst, freute sich, wenn er bemerkte, daß irgendwo<br />

etwas verbessert, eine neue zweckmäßige Einrichtung<br />

getroffen worden war und er die Ueberzeugung mit<br />

sich nehmen konnte, daß die Gebrüder <strong>Ammer</strong> immer<br />

angesehenere und mächtigere Herren in der Handelswelt<br />

wurden. Beim Abschiede drückte er den Brüdern<br />

dann wohl die Hand und sagte mit seinem ganz unnachahmlichen<br />

Augenaufschlage:<br />

Seht, liebe Brüder, das hat Gott gethan, und mich<br />

hat er begnadigt, die Hand dazu herzuleihen.

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