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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 478 —<br />

Larifari, mein lieber junger Herr! fiel Frau Sempiterna<br />

ein. – Das sind Flausen, <strong>von</strong> denen ich nichts hören<br />

mag. Ich habe zu meinem Candidaten gesagt: Candidat<br />

Still, sagte ich, gib Acht! Ueberraschen wollen wir<br />

den jungen Menschen, wie ein <strong>Die</strong>b in der Nacht, damit<br />

man sehen kann, wie er’s treibt. Und da will ich<br />

bald dahinter kommen, ob die ganze, neumodische Anlage<br />

mit Verstand oder mit Unverstand getrieben wird.<br />

Ja, ja, mein lieber junger Mann, das habe ich gesagt,<br />

und das darf ich sagen; denn ich verstehe ’was <strong>von</strong> ordentlicher<br />

Wirthschaft und Hausregiment. Und wenn<br />

Sie meinen Worten nicht glauben wollen, so fragen Sie<br />

den Herrn Advocaten Block, der wird’s Ihnen wieder<br />

erzählen. Ein tüchtiger Mann, der Block, etwas hart,<br />

aber brav. Wenn mein Candidat nur eine Ader <strong>von</strong> ihm<br />

hätte! Aber ich will mich ja nicht ärgern, und darum<br />

vorwärts in die Fabrik.<br />

Wie wäre es möglich gewesen, solchem Drängen zu<br />

widerstehen! Christlieb fügte sich lächelnd den Befehlen<br />

der Frau Sempiterna, und schritt an der Seite seiner<br />

Gäste der Spinnfabrik zu, dessen dröhnende Räume<br />

Candidat Still mit kaum zu verbergender Aengstlichkeit<br />

betrat. Denn allem geräuschvollen Leben – außer<br />

der scheltenden Zunge seiner Ehehälfte – entwöhnt,<br />

beunruhigten den nur in seinen Büchern lebenden Stubengelehrten<br />

diese ungewohnten Töne.<br />

Wir unterlassen es, die innere Einrichtung einer<br />

Spinnfabrik zu beschreiben, da gegenwärtig wohl Jeder<br />

eine derartige Anstalt besichtigt hat. Ungeachtet<br />

des häufigen Räusperns und der Unruhe, die Candidat<br />

Still merken ließ, war Frau Sempiterna nicht eher<br />

befriedigt, bis sie Alles genau besichtigt hatte. Selbst

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