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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 413 —<br />

– betrat die schwanken Bretter unter stärkerem Herzklopfen,<br />

mißtrauisch die gelbe wallende Fluth betrachtend,<br />

die am Kiel des Ewers sich schäumend brach.<br />

Bald glitt der Ewer durch die Wellen, mehr <strong>von</strong><br />

der ablaufenden Fluth als <strong>von</strong> dem Winde unterstützt,<br />

der zu Thal segelnden Schiffen nicht besonders günstig<br />

war. Der Schiffer, ein mittelgroßer, breitschultriger<br />

Mann, sprach nur wenig, und da Fürchtegott das<br />

Bedürfniß der Unterhaltung ebenfalls nicht spürte, so<br />

wurden zwischen dem Schiffsführer und dem Passagiere<br />

nur selten einige Worte gewechselt.<br />

Ungeachtet dieser gegenseitigen Schweigsamkeit<br />

langweilte sich der junge <strong>Ammer</strong> durchaus nicht. Er<br />

hatte in den letzten Wochen so viel Bedeutendes erlebt,<br />

daß er noch Monate <strong>von</strong> der Erinnerung zehren<br />

konnte, wenn sich seine Natur überhaupt dazu hingeneigt<br />

hätte. Da er sich aber um die Vergangenheit nur<br />

selten kümmerte, sondern nach Art rastlos strebender<br />

Menschen immer nur seine Blicke auf die Zukunft richtete,<br />

mußte sein Geist wohl Beschäftigung finden beim<br />

Erblicken der Thürme Hamburg’s, die schon seit geraumer<br />

Zeit in der Ferne sichtbar waren und mit jeder<br />

Viertelstunde näher kamen.<br />

Inzwischen ging die Sonne unter, der Himmel überzog<br />

sich mit immer dunkleren Wolkenbehängen, über<br />

den Strom lagerten sich Nebel, und bald vermochte<br />

Fürchtegott <strong>Ammer</strong> nichts mehr als die trübgelbe Woge<br />

und die schwarzen Ufergelände zu erkennen.<br />

In seinen Mantel gehüllt saß er am Mastbaume<br />

und starrte unverwandt in die graue nebelreiche Ferne.<br />

Der Ewerführer mußte kreuzen, weil der Wind zu

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