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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 168 —<br />

Spesen der Appellation und den Clienten dazu! Versteht<br />

Ihr mich, Webermeister? Seit jenen Tagen hasse<br />

ich den Mirus, denn hätte er mich zu seinem Anwalt<br />

erkoren, wäre er ungleich besser gefahren. <strong>Die</strong> Seele<br />

hätte ich seinem Gegner aus dem Leibe gedrückt, lange<br />

zuvor, ehe er sie dem Teufel in einer Patrone zuschickte!<br />

Das muß Ihnen Gott lassen, Herr Advocat, Sie sind<br />

wirklich ein Mann für diese Welt!<br />

Ich glaub’s auch. – Aber nun sagt selbst, <strong>Ammer</strong>,<br />

kann ich eine so offenbar feindliche Handlung gegen<br />

mich vergessen? Bei meiner Ehre, ich kann’s nicht!<br />

Begreifen kann ich’s, mein sehr werther Herr Advocat,<br />

erwiderte <strong>Ammer</strong>, daß Sie aber dieses Vorganges<br />

wegen dem Kaufmann Mirus aufsäßig sind, ist mir weniger<br />

einleuchtend.<br />

Sancta simplicitas! zu Deutsch: Schootentoffel! versetzte<br />

Block. Seht Ihr denn nicht ein, Meister, daß ich<br />

Euch wohl will?<br />

Wenn mir nun nichts daran gelegen wäre? fragte der<br />

Weber. Der Advocat sah ihn kalt und spöttisch an; dann<br />

sagte er mit häßlichem Augenzwinkern:<br />

Es ist Euch aber sehr viel daran gelegen, sonst – wißt<br />

Ihr noch die Geschichte mit den Grenzsteinen? Wer hat<br />

Euch da aus der Klemme geholfen?<br />

<strong>Ammer</strong> ward bleich. Er streckte die Hand gegen<br />

den Advocaten aus und sagte tonlos, als ob es ihm an<br />

Athem fehle:<br />

Still da<strong>von</strong>! Ich will nichts hören!– Es ist mein einziges<br />

Unrecht, das ich wissentlich begangen habe. –<br />

Wollte Gott, es wäre nie geschehen!

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