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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 745 —<br />

Jeden nur Fürchtegott, der, vom Zauber des Tages ergriffen,<br />

nichts um sich her beachtete, vielleicht auch<br />

nicht beachten wollte. Wie ein paar dunkle Schatten,<br />

die einer den andern fliehen, und doch gern mit einander<br />

kämpfen möchten, umkreisten Beide die Reihen<br />

der fröhlichen Tänzer langsamen Schrittes, Mirus stolz<br />

emporgerichtet, Wimmer gebückten Hauptes. <strong>Die</strong>s regelmäßige<br />

Kommen und Gehen beider Männer machte<br />

einen unheimlichen Eindruck, und nur ein einziger<br />

Mensch unter allen Gästen gewahrte erst tief in der<br />

Nacht dies Auf- und Abwandeln, dies Erscheinen und<br />

Verschwinden des Kaufmanns und des Herrnhuters. Er<br />

schwieg, aber er schürzte einen Knoten in seinem Gedächtniß,<br />

um künftig ein scharfes Auge auf Beide zu<br />

haben.<br />

Nach Mitternacht endlich fühlte Fürchtegott das Bedürfniß<br />

nach Ruhe. Der Tanz kam ihm jetzt schaal,<br />

nüchtern, fast sündhaft vor. <strong>Die</strong> Hitze im Saal drückte<br />

ihn unerträglich. Sein Kopf brannte, alle Fibern zitterten.<br />

Er eilte zu Erdmuthe und fragte, ob sie bereit sei,<br />

dem lauten Vergnügen den Rücken zu kehren. Erfreut<br />

reichte die junge Frau dem geliebten Gatten die Hand.<br />

Wie du glühst, Theurer! sagte sie besorgt. Mein Gott,<br />

wie kann man sich so aufregen und daran Vergnügen<br />

finden! Nicht wahr, mein geliebter Freund, das wirst<br />

du <strong>von</strong> jetzt an nie wieder thun?<br />

Laß uns nach Wellenburg aufbrechen, versetzte<br />

Fürchtegott. Ich bin des Lärmens nun überdrüssig. Ich<br />

muß allein sein, bei dir, mein Engel, damit mir wieder<br />

wohl wird.<br />

Komm, Geliebter, sprach Erdmuthe, ihren Arm um<br />

Fürchtegott’s Nacken legend und mit ihm den Saal

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