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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 558 —<br />

Gegen Abend betraten die Freunde das beschriebene<br />

Thal. Obwohl die Sonne noch ziemlich hoch stand,<br />

fiel doch schon seit längerer Zeit kein Strahl derselben<br />

in diese Bergbucht. <strong>Die</strong> Luft war <strong>von</strong> wohlthuender<br />

Weiche, die smaragdgrünen Bergmatten erquickten<br />

das Auge; das Gebüsch bildete köstliche Bosquets<br />

und die <strong>von</strong> dem hohen Bergrücken herabspringenden<br />

Quellen eilten unter Kichern und Plaudern dem größeren<br />

Bache zu, der mit seinen klaren Wellenaugen dies<br />

versteckte Paradies neugierig betrachtete.<br />

Fürchtegott glaubte nicht mehr in Südamerika zu<br />

sein. Das war europäische Vegetation; so klang das<br />

Lied der Berggewässer, so rauschten die Bäume, so<br />

schlug der Buchfink, so hämmerten Specht und Häher.<br />

Ein glückliches Gefühl bemächtigte sich beider Freunde,<br />

und stumm reichten sie sich die Hände.<br />

Nach halbstündiger Wanderung entdeckten sie die<br />

<strong>von</strong> dem Missionär ihnen bezeichnete Sycomoren-<br />

Gruppe, unter deren Schatten sich das Grab befinden<br />

sollte. Bald standen sie neben dem unscheinbaren Hügel,<br />

den eine liebevolle Hand mit Blumen besteckt hatte.<br />

<strong>Die</strong>s mußte erst vor Kurzem geschehen sein, denn<br />

viele waren noch fast ganz frisch. Mitten auf dem Grabe<br />

lag ein schmaler Stein, der in nicht sonderlich gerathenen<br />

Buchstaben die Worte trug:<br />

»Dem Andenken des evangelischen Missionärs<br />

Johannes Gottvertraut<br />

seine dankbaren Jünger im Herrn.«<br />

Obwohl Fürchtegott <strong>Ammer</strong> den Mann, der unter<br />

diesem Hügel schlief, nie mit Augen gesehen hatte,<br />

überwältigte ihn doch die Rührung und eine unwiderstehliche<br />

Macht drückte ihn beinahe gewaltsam auf die

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