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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 309 —<br />

gegen seinen Willen eine gewaltige Ausdehnung gewonnen<br />

hatten, erhielt fast täglich eine Anzahl Briefe.<br />

Auch heute blieb der eilig einherschreitende Bote<br />

mit seiner Ledertasche nicht aus, doch hatte er diesmal<br />

nur einen einzigen mit der Bemerkung »pressant« bezeichneten<br />

Brief dem neuen Besitzer Weltenburg’s zu<br />

überreichen. <strong>Ammer</strong> erkannte die Hand seines Sohnes<br />

Christlieb und erbrach ihn mit einiger Besorgniß. Und<br />

in der That, die darin enthaltene Nachricht war in jeder<br />

Hinsicht überraschend und beunruhigend. Christlieb<br />

meldete nämlich dem Vater, Kaufmann Mirus habe<br />

durch einen Expressen die kurze Meldung ihm zugehen<br />

lassen, daß er gegenwärtig auf die früher gemachte<br />

Bestellung durchaus nicht reflectire, sondern,<br />

weil er schon anderweit mit Waaren reichlich versehen<br />

sei, dieselbe als gar nicht geschehen betrachtet wissen<br />

wollte. Der Brief des reichen Handelsherrn, fügte<br />

Christlieb noch hinzu, sei so kurz und herb, daß er<br />

vermuthen müsse, derselbe wolle alle Beziehungen mit<br />

<strong>Ammer</strong> für immer abbrechen.<br />

Der Weber legte das Schreiben zusammen und steckte<br />

es zu sich. Er sah ernst, ja düster vor sich hin, ohne<br />

einen Laut <strong>von</strong> sich zu geben. Nur die Röthe seines<br />

Gesichts und das starke Anschwellen der Ader auf der<br />

Stirn wurden zum Verräther der Gedanken, die in ihm<br />

aufstiegen. Er ließ das aufgetragene Mittagsbrod unberührt<br />

stehen und rauchte, statt zu essen, eine Pfeife<br />

Tabak. Nach Tische sprengte Fürchtegott auf schaumbedeckten<br />

Rosse in den Hof, warf die Zügel einem gebieterisch<br />

herangerufenen <strong>Die</strong>nstboten zu und befahl<br />

ihm, das Pferd eine Zeitlang herumzuführen und es<br />

dann sorgfältig abzureiben. Als er die finstere Miene

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