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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 912 —<br />

Um seine Aufregung zu beschwichtigen, griff er<br />

abermals nach Erdmuthe’s Tagebuchblättern. Sein Herz<br />

klopfte stärker als gewöhnlich, es flirrte ihm vor den<br />

Augen.<br />

Morgen, morgen soll ich sie wiedersehen! sprach er<br />

leise zu sich selbst. Wie sehr ich mich sehne nach ihrem<br />

Anblick, so bangt mir doch auch davor. – Wie wird sie<br />

mich wohl empfangen? – Ob sie mich wirklich noch<br />

liebt, mich, der ich ihr gegenüber doch als Verbrecher<br />

dastehe.<br />

Fürchtegott saß lange vor dem Tagebuche. Er war<br />

zu aufgeregt, um schlafen zu können. Auch fürchtete<br />

er die quälerischen Träume, die mit dem Niedersinken<br />

der Wimpern alpähnlich auf seine Seele fielen. So<br />

wachte er bis nach Mitternacht. Dann übermannte ihn<br />

der Schlaf, am Tische sitzend. Das helle Schmettern eines<br />

Posthorns erweckte ihn wieder. Er vernahm das rasche<br />

Rollen eines Wagens auf der stillen Straße. Eine<br />

halbe Stunde verging und das Posthorn ließ sich abermals<br />

vernehmen. Aus dem fernen Gerassel entnahm<br />

er, daß der vorhin angekommene Wagen weiter fahre.<br />

Zu so später Nachtstunde trafen damals keine regelmäßige<br />

Posten ein; es konnte also nur eine Extrapost,<br />

vielleicht ein Courier sein.<br />

Der muß sehr eilig haben, dachte er, daß er bei<br />

diesem unangenehm stürmischen Herbstwetter des<br />

Nachts in die Gebirge hineinfährt.<br />

Fürchtegott fühlte sich sehr erschöpft und seit langen<br />

Wochen zum ersten Male verbrachte er den Rest<br />

der Nacht in erquickendem, traumlosen Schlummer.

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